Der Anstieg der Lebenshaltungskosten erreicht in Argentinien historische Höchststände und übertrifft sogar den Rekordwert von 90% im Jahr 2022 für die letzten drei Jahrzehnte. So erreichte die Inflation im April im Jahresvergleich 100%. Der Höhepunkt dürfte laut der Zentralbank von Argentinien (BCRA) bei etwa +149% liegen. Die Haushalte sind mit enormen Preisschwankungen konfrontiert: Die Preise für Bekleidung und Schuhe haben sich zum Beispiel innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.

Wenig überraschend bricht der Wert des argentinischen Peso ein: Seit dem 1. Januar hat er gegenüber dem Euro und dem US-Dollar mehr als 40% eingebüßt. Die Aktienkurse der argentinischen Unternehmen sind natürlich in der Landeswährung notiert. Wenn der Wert des Pesos gegenüber anderen Währungen sinkt, hat dies direkte Auswirkungen auf den Wert der Vermögenswerte der argentinischen Unternehmen. Der intrinsische Wert ihrer Vermögenswerte ändert sich nicht, aber ihr Wert in Pesos steigt aufgrund der Abwertung der Währung.

Andererseits steigen bei argentinischen Unternehmen, die im Ausland Einnahmen z. B. in Dollar oder Euro erzielen, aufgrund des Verfalls der argentinischen Währung auch ihre Einnahmen in Pesos. Das bedeutet, dass ihre Einnahmen in Landeswährung höher sind, was wiederum dazu beiträgt, dass ihr Wert an der Börse steigt. Aufgrund der Abwertung einer Landeswährung werden Exporte für ausländische Käufer günstiger und damit attraktiver. Umgekehrt werden Aktien, die in dieser Währung notiert sind, für ausländische Investoren erschwinglicher (was zu einem Kaufstrom und damit zu steigenden Aktienkursen führt).

Wie man sieht, ist dieser spektakuläre Anstieg des Merval also eher künstlich und größtenteils von der Makroökonomie beeinflusst.

In dieser Situation ist die argentinische Zentralbank gezwungen, ihre Leitzinsen immer wieder anzuheben: Der Hauptzinssatz liegt derzeit bei 97%. Die Erreichung von positiven Realzinsen (über der Inflation) ist eine der Bedingungen für den 44-Milliarden-Dollar-Kredit, den der Internationale Währungsfonds im März genehmigt hat. Zu den weiteren Bedingungen gehören die Anhäufung von Devisenreserven und die Senkung der Inflation. Die folgende Grafik veranschaulicht das Problem, mit dem die BCRA konfrontiert ist.

Quelle: Reuters

Die Inflation ist auch bei uns ein großes Thema, insbesondere in dieser Woche, da weitere Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-amerikanischen Federal Reserve (FED) anstehen. Die Marktteilnehmer erwarten laut dem CME-Tool FedWatch, dass die FED in dieser Woche die Zinsen unverändert lässt und sie anschließend bis September 2023 erhöht. Dabei handelt es sich jedoch um Annahmen, die sich aufgrund neuer makroökonomischer Informationen ändern können.

Makroökonomischer Kalender (Ereignisse, die zu Volatilität führen können):

  • USA: Core PPI und PPI im Monatsvergleich (Mittwoch, 14:30 Uhr)
  • USA: FOMC und Zinsentscheidung der FED (Mittwoch, 20:00 Uhr)
  • China: Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze (Donnerstag, 4:00 Uhr)
  • Europa: Zinsentscheidung und Pressekonferenz (Donnerstag, 14:15 Uhr)
  • USA: Index des Verbrauchervertrauens (vorläufig, Freitag, 16:00 Uhr).