Berlin (Reuters) - Der Inflationsdruck in Deutschland lässt nur langsam nach.

Die Importpreise sanken im Mai so langsam wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Sie fielen um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das war der 15. Rückgang in Folge, aber auch der geringste. Im April waren die Preise noch um 1,7 Prozent gefallen und im März um 3,6 Prozent. Von April auf Mai veränderten sich die Einfuhrpreise nicht.

Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen sinkende Einfuhrpreise verzögert auch bei der allgemeinen Inflation an. Im Moment liegt die Teuerungsrate für Verbraucher bei 2,4 Prozent. Am Montag werden die Juni-Daten veröffentlicht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen erwarten, dass die Inflation auf 2,3 Prozent sinkt.

"Die Inflationsdaten dürften in Deutschland trotz der Fußball-Europameisterschaft leicht gesunken sein", sagte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. In den meisten Bereichen wie bei den Energiepreisen dürfte es im Trend leicht nach unten gehen. Dies gelte aber wohl nicht für die Preise für einige Dienstleistungen wie Pauschalreisen. "Grundsätzlich bleibt der Inflationstrend in Deutschland wie im Euroraum insgesamt abwärtsgerichtet, was der Europäischen Zentralbank im weiteren Jahresverlauf weiteren Leitzinssenkungsspielraum geben sollte."

INFLATION KÖNNTE UNTER 2 PROZENT FALLEN

Analysten der Commerzbank und der Deutschen Bank rechnen mit einem Rückgang der deutschen Inflation im Juni auf 2,2 Prozent. Einen tieferen Wert hatte es zuletzt im April 2021 gegeben. "Angesichts sinkender Energiepreise glauben wir, dass die Inflationsrate bis zum Sommer zumindest vorübergehend unter zwei Prozent fallen könnte", erklärte Deutsche-Bank-Experte Sebastian Becker. Gegen Jahresende dürfte sich der Wert wahrscheinlich zwischen 2 und 2,5 Prozent einpendeln.

Die Importpreise für Energie stagnierten derweil weitgehend. Hier kosteten die Einfuhren im Mai nur noch 0,1 Prozent weniger als im Mai 2023. Sehr stark sanken die Kosten für Erdgas mit 10,8 Prozent und Strom mit 18,2 Prozent sowie Steinkohle mit 12,6 Prozent. Dagegen verteuerten sich Mineralölerzeugnisse wie Benzin um 7,3 Prozent und Erdöl um 11 Prozent.

Landwirtschaftliche Güter wurden um 5,8 Prozent teurer nach Deutschland eingeführt. Dabei war Rohkakao 171,2 Prozent teurer als vor einem Jahr, gegenüber dem Vormonat sanken die Preise aber um 8,4 Prozent. Die Preise für Rohkaffee zogen um 7,6 Prozent im Vergleich zum Mai 2023 an. Dagegen waren Tomaten (minus 21,4 Prozent) und Getreide (minus 5,7 Prozent) preiswerter zu haben.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Thomas Seythal. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)