Von Myra P. Saefong

NEW YORK (Dow Jones)--Der Absatz von Elektrofahrzeugen hat in den vergangenen zwei Jahren stark zugelegt. Das löste wiederum einen erheblichen Preisanstieg für Lithium aus, das für die Herstellung der Batterien benötigt wird. Eine derartige Entwicklung gibt Anlass zur Sorge: Es könnte zu einer Verknappung des Rohstoffs kommen, die ein Jahrzehnt oder länger andauern könnte.

"Die Erstausrüster, die Teile für die Endverbraucher herstellen, sind voll und ganz auf Elektrofahrzeuge eingestellt", berichtet CEO Keith Phillips von Piedmont Lithium. Die Erstausrüster und Batteriehersteller investieren Dutzende von Milliarden US-Dollar in Batteriewerke, fügt er hinzu. "Das ist eine große Veränderung im Vergleich zu noch vor ein paar Jahren."


Elektroautos boomen 

In einem Bericht vom Februar prognostizierte das Marktberatungsunternehmen Autopacific für die USA einen Absatz von 669.200 vollelektrischen Leichtfahrzeugen im Jahr 2022, was einem Anstieg von 155 Prozent gegenüber 262.000 Fahrzeugen im Jahr 2020 entspricht. Laut einem Bericht von Jiayue Zheng, einem Berater bei Wood Mackenzie, einer Einheit von Verisk Analytics, entfallen fast 80 Prozent der Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien auf den Markt für Elektrofahrzeuge. Auf dem Markt für Lithium-Ionen-Batterien kam es im vergangenen Jahr zu Engpässen, da der Markt für Elektrofahrzeuge florierte und die Rohstoffpreise durch die Decke gingen. Wood Mackenzie geht davon aus, dass das Batterieangebot die Nachfrage bis 2023 nicht decken wird.


Lithium-Rohstoffprojekt braucht rund zehn Jahre bis zur Realisierung 

Phillips erwartet unterdessen, dass Erstausrüster und Batteriehersteller dramatische Engpässe beim Lithium haben werden, da sie dieses massiv für die Herstellung von Batterien benötigen. Zu allem Übel dauert es mehr als zehn Jahre, ein Rohstoffprojekt von der Idee zur Produktion zu bringen, und die meisten Lithiumprojektentwickler schalteten während der Baisse von 2018 bis 2020 einen Gang zurück. A

ustralien, der weltweit größte Lithiumproduzent, prognostiziert für das Jahr 2023 eine angespannte Situation auf dem Markt für Lithiumangebot und -nachfrage. In einem im Dezember veröffentlichten Bericht heißt es, dass die weltweite Nachfrage bis 2023 auf 724.000 Tonnen Lithiumkarbonat-Äquivalent ansteigen dürfte, verglichen mit 486.000 Tonnen im Jahr 2021. Das hänge mit der weltweiten Nachfrage nach Elektrofahrzeugen wegen staatlicher Maßnahmen, niedrigeren Fahrzeugpreisen und einer größeren Auswahl von Fahrzeugmodellen zusammen. Der Bericht geht aber auch von einer weltweiten Lithiumproduktion von 821.000 Tonnen im Jahr 2023 aus, gegenüber 485.000 Tonnen im Jahr 2021.


Angebot kann mit Nachfrage nicht mithalten 

"Es gab einige große Zuwächse beim Lithium-Angebot, aber einen viel größeren Anstieg der Nachfrage", berichtet Analyst Cameron Perks von Benchmark Mineral Intelligence. Dies werde durch "emotionale" und wirtschaftliche Entscheidungen zum Kauf eines Elektrofahrzeugs genährt. Und er merkt auch an, dass die emotionale Entscheidung zum Teil auf der Vorstellung beruht, dass der Besitz eines Elektrofahrzeugs ein Statussymbol ist und die Menschen damit ihren ökologischen Fußabdruck verringern können.

Der jüngste Anstieg der Ölpreise habe die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen angekurbelt. Die US-amerikanischen und weltweiten Öl-Futures erreichten Anfang März den höchsten Stand seit 2008 und trugen dazu bei, dass an US-Tankstellen für Sprit zwischenzeitlich so viel wie niemals vorher berappt werden musst.


Hersteller wälzen höhere Lithiumpreise auf Kunden über 

Die Preise für Elektrofahrzeuge haben ebenfalls zugelegt, was Perks primär mit der allgemeinen Inflation begründet, aber auch auf den Anstieg der Kosten für Lithium und andere Rohstoffe zurückführt. Bei Lithiumverträgen gibt es Mechanismen zur Weitergabe der Kosten, die im Wesentlichen bedeuten, dass die Hersteller die höheren Lithiumpreise an die Verbraucher überwälzen", fügt er hinzu. Der Lithiumpreisindex, der an den globalen gewichteten Durchschnittspreis für Lithiumcarbonat und -hydroxid - zwei der wichtigsten Lithiumchemikalien - gekoppelt ist, rangierte im Februar bei 869,2 Punkten. Das kommt einem Anstieg von 88 Prozent in diesem und einem satten Plus von 441 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr gleich, so Daten von Benchmark Mineral Intelligence.

"Ich könnte nicht optimistischer sein", was die Aussichten für Lithium angeht, schwärmt Phillips von Piedmont Lithium. "Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen dramatisch ansteigen wird", da diese Autos sanfter, leiser und schneller sind und weit weniger Kosten für Kraftstoff und Wartung verursachen. "In dem Maße, in dem die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zulegt, wird auch die Nachfrage nach Lithium zunehmen, und wir rechnen mit einer Verknappung in den nächsten 10 bis 15 Jahren."

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March 31, 2022 09:03 ET (13:03 GMT)