Frankfurt (Reuters) - Nach den jüngsten Kurszuwächsen haben die Anleger an den europäischen Börsen am Mittwoch Kasse gemacht.

Den Schreckmoment nach Berichten von Dienstagabend über einen Raketeneinschlag im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine hakten sie indes schnell ab. Insbesondere schwächere Autowerte bremsten den Dax aus: Am Nachmittag lag der deutsche Leitindex rund ein Prozent tiefer bei 14.255 Punkten. Der EuroStoxx50 notierte 0,6 Prozent im Minus bei 3893 Zählern.

Die US-Aktienfutures gaben frühe Gewinne wieder ab und deuteten auf einen verhaltenen Handelsstart hin. Vor allem Aktien von Einzelhändlern gaben an der Wall Street nach, nachdem Target vor düsteren Aussichten für das wichtige Weihnachtsquartal gewarnt hat. Vorbörslich rutschten Target-Aktien um rund 14 Prozent ab und zogen auch andere Einzelhändler nach unten.

Die mit Spannung erwarteten Daten zum US-Einzelhandel fielen indes etwas besser aus als erwartet. Im Oktober zogen die Einzelhandelsumsätze in den USA um 1,3 Prozent an, nachdem sie im September stagnierten. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von einem Prozent zum Vormonat gerechnet.

Abwärts ging es vor allem mit dem europäischen Autosektor-Index, der mehr als vier Prozent einbüßte. Mercedes-Benz-Aktien tauchten um rund sieben Prozent ab und hielten damit die rote Laterne im Dax, gefolgt von Porsche SE, Volkswagen und BMW mit Kursverlusten von jeweils mehr als vier Prozent. Börsianer verwiesen auf die Entscheidung von Mercedes-Benz angesichts zu schwacher Nachfrage nach teuren E-Automodellen in China die Preise seiner Spitzen-Elektromodelle EQE und EQS dort zu senken.

Nach dem Raketeneinschlag in Polen griffen Investoren dagegen bei Aktien von Rüstungsfirmen zu. Titel von Rheinmetall, Leonardo, Thales, SAAB und BAE Systems kletterten in der Spitze zwischen knapp vier und rund sieben Prozent. Im Handelsverlauf gaben sie aber einen Teil der Gewinne wieder ab.

Für Erleichterung sorgte die Erklärung des polnischen Präsidenten, dass es sich bei der in seinem Land eingeschlagenen Rakete wohl um ein verirrtes ukrainisches Abwehrgeschoss gehandelt habe. "Wenn man sich die Kursverluste an der Wall Street ansieht, dann hat die Börse das Szenario eines Eintretens der Nato in diesen Krieg auch zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Erwägung gezogen", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. Die US-Börsen hatten im Plus geschlossen. Auch die russischen Börsen erholten sich schnell von anfänglichen Verlusten, ebenso der Euro, der 0,4 Prozent fester bei 1,0387 Dollar notierte.

FÄLLT WEITERER KRYPTO-PLAYER NACH FTX?

Angespannt blieb die Stimmung am Krypto-Markt. Der Kollaps der Kryptowährungsbörse FTX reißt einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge die Kryptobank BlockFi mit in den Abgrund, die einen Insolvenz-Antrag vorbereite. "Sollte eine weitere größere Adresse in den kommenden Tagen kollabieren, wäre dies ein zusätzlicher Schlag ins Kontor", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Solange die Kette der Hiobsbotschaften nicht reißt, sollten sich Anleger auf weitere Kursverluste einstellen." Bitcoin und Ethereum notierten am Mittwoch jeweils mehr als zwei Prozent tiefer bei 16.485 und 1212 Dollar. Beide Cyberdevisen hatten in den vergangenen Tagen massive Kursverluste verzeichnet.

(Bericht von Stefanie Geiger und Anika Ross, redigiert von Hans Seidenstücker.; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)