BERLIN (dpa-AFX) - Ein Jahr nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump sieht die deutsche Wirtschaft mit Blick auf den wirtschaftspolitischen Kurs der USA keinen Grund zur Entwarnung. "Die schlimmsten Befürchtungen sind bisher nicht wahrgeworden, die Sorgen der deutschen Industrie bleiben trotzdem groß", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, am Mittwoch in Berlin. "Unsere Unternehmen sind beunruhigt, dass die USA deutlich stärker als bisher Gebrauch von ungerechtfertigten Antidumping-Maßnahmen machen." Neue Handelsbarrieren würden auch Deutschland treffen.

DIHK-Präsident Eric Schweitzer sagte, das erste Jahr der Trump-Regierung hinterlasse bei den deutschen Unternehmen gemischte Gefühle. Gerade in der Handelspolitik dominiere das Prinzip "America first". Die Töne, die aus Washington zur Weiterentwicklung der Welthandelsorganisation WTO und zum nordamerikanischen Handelsabkommen Nafta sowie zu den deutschen Exportüberschüssen kämen, verunsicherten die deutsche Wirtschaft.

Die Vereinigten Staaten beklagen zum Beispiel bei Importen vor allem aus China, aber auch aus Europa "unfaire" Praktiken und Dumpingpreise. Sie prüfen, ob Stahleinfuhren die nationale Sicherheit gefährdeten und Strafzölle verhängt werden sollten. Die USA nehmen auch andere Handelspraktiken unter die Lupe. Hintergrund sind riesige Defizite der USA im Handel etwa mit Deutschland.

Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft warnten außerdem vor einem möglichen Ausstieg der USA aus dem nordamerikanischen Handelsabkommen Nafta. Dies würde deutsche Unternehmen in der Region "empfindlich treffen", sagte Kempf. Die künftige Bundesregierung müsse sich klar gegen offenen und versteckten Protektionismus einsetzen./hoe/DP/tav