Zürich (awp) - Die Schweizer Banken bekommen den Margendruck in ihrem Geschäft zunehmend zu spüren. Laut dem neuen Bankenbarometer der Beratungsgesellschaft EY rechnet die grosse Mehrheit der Banken (92%) im laufenden Jahr mit weiter sinkenden Renditen. Dennoch wird die Geschäftsentwicklung von einem Grossteil der Institute weiterhin als positiv bezeichnet: 80% haben im abgelaufenen Jahr nach eigener Einschätzung gute operative Ergebnisse erzielt, wie es in dem am Donnerstag publizierten Bankenbarometer heisst.

Auch wenn die Banken eine relativ hohe Widerstandsfähigkeit gezeigt hätten, sei ein beunruhigender Gegentrend erkennbar, schreibt EY in einer Mitteilung. Ein Drittel der befragten Banken schätze den künftigen Geschäftsverlauf zunehmend negativ ein, einige rechneten mit markanten Einbussen. Befragt wurden in der Umfrage 120 Führungskräfte verschiedener Banken in der ganzen Schweiz.

Zu Schwierigkeiten für die Banken führten nicht zuletzt die Negativzinsen, so EY. Diese schmälerten nicht nur die Profitabilität sondern führten auch zu langfristigen Problemen bei den Vorsorgesystemen sowie zu einem steigenden Risiko der Blasenbildung bei mehreren Anlageklassen.

NEGATIVZINSEN FÜR PRIVATKUNDEN ERWOGEN

Eine Einführung von Negativzinsen für Privatkunden werde von 35% (Vorjahr 30%) der Institute geplant, allerdings lediglich ab einem bestimmten Guthaben oder für den Fall, dass die Nationalbank die Zinsen weiter senken sollte. Offenbar werden gerade bei den Kantonalbanken vermehrt solche Überlegungen angestellt: Laut der Umfrage wird bereits bei 60% (Vorjahr 20%) der kantonalen Institute ein solcher Schritt erwogen. Bisher dürfte aber die Befürchtung vor Abzügen von Kundengeldern noch für Zurückhaltung bei den Banken sorgen, so EY.

Um die Profitabilität zu erhalten, reagieren die Banken mit Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen. So planen laut EY 15% (Vorjahr 11%) der Banken, die Zahl der Beschäftigten um 5% oder mehr zu reduzieren, bei den Privatbanken sind es sogar 26%. 95% (Vorjahr 85%) der befragten Institute rechneten damit, dass es bis zum Jahr 2020 deutlich weniger Bankfilialen geben wird.

KEINE GRÖSSEREN ABFLÜSSE WEGEN AIA

Die Einführung des Automatischen Informationsaustauschs (AIA) hat für die Schweizer Banken offenbar nicht zu starken Vermögensabflüssen geführt. 71% (Vorjahr 66%) der befragten Institute gaben an, in den letzten zwölf Monaten keine bedeutenden Abflüsse ausländischer Kundengelder verzeichnet zu haben. Den Banken gelinge es weiterhin auch, neue Vermögenswerte anzuziehen, so EY. Dabei profitierten sie von den Standortvorteilen der Schweiz wie Stabilität und Sicherheit.

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