EVFTA: Neues Kapitel der Vietnam-EU-Beziehung durch Freihandelsabkommen EVFTA

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EVFTA: Neues Kapitel der Vietnam-EU-Beziehung durch Freihandelsabkommen
EVFTA

28.01.2019 / 10:50
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Neues Kapitel der Vietnam-EU-Beziehung durch Freihandelsabkommen EVFTA

HANOI, VIETNAM - Media OutReach - 28. Januar 2019 - Das Freihandelsabkommen
zwischen der Europäischen Union und Vietnam (EVFTA), das dem Europäischen
Rat und dem Parlament nun zur endgültigen Verabschiedung vorgelegt wird,
bietet Vietnam und der EU noch nie dagewesene Nutzen und Vorteile.

Noch vor den Wahlen des Europäischen Parlaments im Mai legt die Europäische
Kommission dem Rat die Vorschläge über die Unterzeichnung und den Abschluss
des Abkommens vor. Sobald diese genehmigt wurden, wird das Abkommen
unterzeichnet und dem Europäischen Parlament zur Zustimmung vorgelegt, ehe
es vom Rat beschlossen wird und in Kraft tritt.

Der sehr Ehrenwerte Edward Vaizey MP, Handelsbeauftragter des britischen
Premierministers für Vietnam, Laos und Kambodscha, und Ökonomin Alessandra
Bonfiglioli der School of Economics and Finance der Queen Mary University of
London (QMUL)* teilten ihre Ansichten über die zahlreichen Möglichkeiten,
die EVFTA beiden Parteien eröffnen soll.

Die Europäische Kommission bezeichnete das EU-Vietnam-Freihandelsabkommen
(EVFTA) als das ehrgeizigste Freihandelsabkommen, das jemals mit einem
Entwicklungsland geschlossen wurde. Warum Vietnam?

Vaizey:

- Vietnam ist ein unglaublich pulsierendes Land mit einem sehr hohen Maß an
wirtschaftlicher und technischer Kompetenz.

- Für das Vereinigte Königreich sind die ASEAN-4 nach den USA der
zweitgrößte Ausfuhrbestimmungsort.

- Mit einem BIP-Wachstum von 6,8 % (2017) und 7,3 % (Q1 2018) - der höchste
Stand der letzten 10 Jahre [2018: 7,08 %] - ist Vietnam eine der am
schnellsten wachsenden Wirtschaften in der Region.

Bonfiglioli:

Vietnam ist einer der zehn Mitgliedstaaten des Verbands Südostasiatischer
Nationen (ASEAN) und nach Singapur mittlerweile der zweitwichtigste
Handelspartner der EU in der Region. Der ASEAN ist nach den USA und China
wiederum der drittgrößte Handelspartner der EU außerhalb Europas. Deshalb
ist ein besserer Zugang zum ASEAN-Markt für Exporteure eine Priorität der EU
geworden.

Verhandlungen über einen interregionalen Handel und ein Investitionsabkommen
zwischen der EU und ASEAN wurden 2007 aufgenommen. Jene Verhandlungen wurden
durch ein gemeinsames Abkommen 2009 unterbrochen, um einem bilateralen
Verhandlungsformat zu weichen. Diese bilateralen Handels- und
Investitionsabkommen wurden als Bausteine für ein zukünftiges
interregionales Abkommen konzipiert.

Ziel der EU ist es, ein Freihandels- und Investitionsabkommen abzuschließen,
da Vietnam der zweitgrößte Handelspartner innerhalb des ASEAN ist.

Andererseits sind vietnamesische Unternehmen in hohem Maße auf Exporte in
die EU (hauptsächlich Telefonsets, Elektroartikel, Schuhe, Textilien und
Bekleidung, Kaffee, Reis, Meeresfrüchte und Möbel) angewiesen. Des Weiteren
fließen große Summen an ausländischen Direktinvestitionen aus der EU in das
Land (1,6 Milliarden Euro im Jahre 2017; die Gesamtinvestitionen belaufen
sich auf 19,2 Milliarden Euro). Dies zeigt, dass das Interesse an einem
Freihandelsabkommen beidseitig war.

Der Wettbewerbsvorteil Vietnams ist nicht länger nur auf Textilien,
Bekleidung und die Landwirtschaft (d. h. für Entwicklungsländer typische
Branchen mit überwiegend ungelernten Arbeitskräften) begrenzt; stattdessen
erstreckt er sich nun auf Waren, für die ein höheres Maß an Technologie und
Kompetenz erforderlich ist, wie etwa Telefonsets und Elektroartikel. Dies
liegt daran, dass vietnamesische Arbeitskräfte heutzutage besser ausgebildet
sind und dennoch viel weniger verdienen als Arbeitskräfte in der EU. Das
Freihandelsabkommen EVFTA eröffnet in der EU ansässigen, multinationalen
Unternehmen durch Fusionen und Übernahmen oder Greenfield-Projekte bessere
Möglichkeiten für direkte Investitionen in diese oder andere Branchen, wie
etwa Lebensmittel, Reifen und Schläuche, Keramik und Baumaterialien.
Hierdurch gewinnt das Handelsabkommen für beide Parteien an Attraktivität.

Potenzielle Auswirkungen des Freihandelsabkommens EVFTA auf die Wirtschaft
der EU:

Vaizey:

- Die bedeutendste Auswirkung auf die Wirtschaft der EU stellt die
Abschaffung von Zollgebühren für gehandelte Waren zwischen der EU und
Vietnam dar.

- Einfuhrzölle auf Waren aus der EU werden mit sofortiger Wirkung um 65 %
gesenkt und über die nächsten 10 Jahre komplett abgeschafft.

- Für Vietnam stellt die Umsetzung der Grundsätze der International Labour
Foundation und des Pariser Abkommens einen wichtigen Schritt dar.

Bonfiglioli:

Die EU profitiert zweifellos und in einem höheren Maße von einem besseren
Zugang zum vietnamesischen Markt als andersherum. Dies liegt daran, dass
viele vietnamesische Produkte bereits von der EU unter dem Schema
allgemeiner Zollpräferenzen (ASP) unilateral angebotene Handelspräferenzen
genießen, während Zölle auf Waren durch das EVFTA bilateral um 99 % gesenkt
werden. Die Maschinenbau-, die Fahrzeug- und die Pharmaindustrie in der EU
werden davon am meisten profitieren.

Des Weiteren garantiert das Abkommen den Schutz geographischer Angaben,
unter anderem von Champagner, Parmigiano Reggiano und Fetakäse; es gibt 169
dieser geographischen Angaben für traditionelle Lebensmittel aus Europa.
Aufgrund der Tatsache, dass durch die starke Wachstumsleistung von Vietnam
die Nachfrage für diese Produkte steigt, soll der europäische Agrarsektor
erheblich davon profitieren.

Im Gegensatz zu Unternehmen aus anderen Ländern wird europäischen
Unternehmen durch das EVFTA ein besserer Zugang zu den öffentlichen
Beschaffungsmärkten Vietnams gewährt. Dies bedeutet, dass sie auf
öffentliche Aufträge in Bereichen wie Infrastruktur, die einige Milliarden
Euro wert sind, bieten werden können.

Ein mögliches Freihandelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und
Vietnam im Falle eines Brexits:

Vaizey:

- Im Falle eines Brexits ist die Regierung des Vereinigten Königreichs zur
Kontinuität bei bestehenden Handels- und Investitionsbeziehungen,
einschließlich aller bestehenden Freihandelsabkommen der EU wie dem EVFTA,
verpflichtet.

- Es ist wichtig, dass die Kontinuität gewährleistet wird, damit britische
Unternehmen nicht benachteiligt sind.

- Um sicherzustellen, dass die Kontinuität von Handelsbeziehungen mit
Vietnam gewährleistet werden kann, befürwortet die Regierung zu diesem Zweck
ein schnelles Inkrafttreten des Freihandelsabkommens EVFTA.

Bonfiglioli:

Wenn das Vereinigte Königreich die Zollunion schließlich verlässt, tritt es
automatisch aus dem EVFTA aus. In einer Zollunion unterliegen alle
Mitglieder denselben Zollsätzen gegenüber anderen Ländern. Dies bedeutet,
dass das Vereinigte Königreich erhebliche Gewinne in Bezug auf die EU, vor
allem in der Automobil- und der Pharmaindustrie, die den Großteil der
Exporte aus dem Vereinigten Königreich für Industrieerzeugnisse ausmacht und
durch das EVFTA zu den profitabelsten gehört, einbüßen müsste. Ein
Freihandelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und Vietnam würde
dem zwischen der EU und Vietnam, zumindest in puncto Zollgebühren,
ausländische Direktinvestitionen und Zugang zu Beschaffungsmärkten, wohl
sehr ähneln.

Auswirkungen des Handelsprotektionismus auf das EVFTA:

Bonfiglioli:

Einerseits verringert der Protektionismus den Handel zwischen dem
annehmenden Land und seinen Handelspartnern, andererseits kann es mehr
Handelsmöglichkeiten zwischen den letzteren und anderen Ländern eröffnen.
Deshalb kann das EVFTA Möglichkeiten für europäische und vietnamesische
Unternehmen eröffnen, die Einbrüche der Exporte hauptsächlich in die USA
erleiden mussten. Da der US-amerikanische Markt ungefähr so groß wie der
europäische und um einiges größer als der vietnamesische ist, wird das EVFTA
vietnamesische Unternehmen in höherem Maße vor dem Handelsprotektionismus
schützen als europäische Firmen: Während erstere die Verluste des US-Marktes
durch die Gewinne des EU-Marktes größtenteils werden ausgleichen können,
werden letztere nur relativ kleine Menschen an Vietnam verkaufen können.

* Alessandra Bonfiglioli ist eine außerordentliche Professorin für
Wirtschaft an der School of Economics and Finance der Queen Mary University
of London (QMUL). Außerdem ist sie eine wirtschaftliche Mitarbeiterin am
Centre for Economic Policy Research (CEPR, London) sowie Mitherausgeberin
des Journal of the European Economic Association. Ihre Fachgebiete sind
internationaler Handel und wirtschaftliches Wachstum. An der QMUL und an
Einrichtungen in Spanien (Pompeu Fabra University, der Nummer 1 in Spanien,
sowie der Barcelona Graduate School of Economics) unterrichtete sie mehr als
zehn Jahre lang Grundstudium- und Nachdiplommodule in internationalem
Handel.

Für Anfragen wenden Sie sich bitte an Pham Diem Quynh +44(0)2087490278


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