Das bayerische Unternehmen, dessen Fasern in allen möglichen Produkten von Teebeuteln bis hin zu Tampons verwendet werden, kann daher ab Mitte Januar Heizöl statt Gas verwenden.

Der Nachteil ist, dass dadurch die Kohlendioxidemissionen steigen. Längerfristig erwägt das Unternehmen, auf Wasserstoff umzusteigen, der eine viel sauberere Energiequelle ist, sofern er mit erneuerbarer Energie erzeugt wird.

"Wir wollen eines der ersten großen Unternehmen in Bayern sein, das auf Wasserstoff umsteigt", sagte Craig Barker, Geschäftsführer des 87-jährigen Unternehmens, gegenüber Reuters.

Die Energiekosten machen mehr als 60-70% der variablen Ausgaben des Unternehmens aus und übertreffen damit die Kosten für den Hauptrohstoff, sagte Barker.

Kelheim Fibers ist eines von vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die das Rückgrat der größten europäischen Wirtschaft bilden und die versuchen, ihren Energiemix zu diversifizieren, um ihre Produktion aufrechtzuerhalten.

Die Reduzierung der russischen Gaslieferungen an Deutschland nach Moskaus Einmarsch in der Ukraine im Februar hat Berlin dazu gezwungen, seine Kohlekraftwerke zu reaktivieren oder deren Lebensdauer zu verlängern, was die Treibhausgasziele in Gefahr bringt.

Der ifo Wirtschaftswissenschaftler Klaus Wohlrabe sagte jedoch, dass die Krise letztendlich zu einer umweltfreundlicheren Produktion führen könnte.

"Langfristig auf fossile Brennstoffe zu setzen [...] hat sich als riskanter Weg erwiesen. Zumindest mittelfristig haben die Unternehmen also keine andere Wahl, als sich umzuorientieren", sagte Wohlrabe.

Kelheim Fibers, das bisher 85% des Energiebedarfs mit Gas gedeckt hat, führt Gespräche mit Interessengruppen über Wasserstoffimporte mit einem erwarteten jährlichen Verbrauch von etwa 30.000 Tonnen ab 2025, fügte Barker hinzu.

"Wir brauchen auf jeden Fall eine Infrastruktur", sagte er und fügte hinzu, dass eine Pipeline zum Anschluss an die deutsche Raffinerie Bayernoil und ein Hafen benötigt werden, um den Bedarf zu decken, den das Unternehmen nicht mit im Inland produziertem Wasserstoff decken kann.

Anfang dieses Monats hat das deutsche Wirtschaftsministerium den Bau des ersten Wasserstoffpipelinenetzes des Landes genehmigt. Außerdem kündigte es einen Aktionsplan an, um kleine und mittlere Unternehmen bei der Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion zu unterstützen, einschließlich des Ausbaus der Wasserstoffinfrastruktur.

Um die Investitionen in Wasserstoff zu beschleunigen, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Dazu gehört ein Wasserstoffgesetz, um die Bürokratie abzubauen und den Wasserstoffausbau schnell zu regeln, sagte der Branchenverband BDEW Anfang des Monats.

"Das Jahr 2023 muss neue Impulse für Investitionen in erneuerbare Energien, Wasserstoff, wasserstofftaugliche Gaskraftwerke und Energienetze geben", sagte BDEW-Präsidentin Kerstin Andreae.