Der deutsche Gasmarktbetreiber wird am Montag die Höhe der Umlage bekannt geben, die Berlin von allen Gasverbrauchern erhebt, um die zusätzlichen Kosten für Gasimporte zu verteilen.

Die Abgabe soll Uniper und anderen Importeuren helfen, mit den steigenden Preisen aufgrund der verringerten russischen Exportströme fertig zu werden, aber sie würde die bereits sehr hohen Energiepreise und den Inflationsdruck für die Kunden noch erhöhen.

Nach EU-Recht, das die Mehrwertsteuer auf Energieerzeugnisse regelt, gilt die Abgabe als Bestandteil des Gesamtgaspreises und ist damit obligatorisch. Deshalb muss Deutschland Brüssel um die Erlaubnis bitten, auf sie zu verzichten.

Lindner sagte, dass er im Namen Deutschlands um eine Änderung des Mehrwertsteuergesetzes bittet, die allen Mitgliedstaaten die Möglichkeit gibt, vorübergehend ähnliche Schritte zu unternehmen.

Lindners englischsprachiger Brief vom 12. August besagt, dass Deutschland später einen formellen Antrag bei der Europäischen Kommission stellen wird, dass er aber vorher an Brüssel appellieren möchte, um die Behörden davon zu überzeugen, dass die politischen Entscheidungsträger über mögliche Härten und Unmut besorgt sind.

"Die Mehrwertsteuer auf staatlich verordnete Abgaben treibt die Preise in die Höhe und stößt auf zunehmenden Widerstand in der Bevölkerung, insbesondere in der derzeitigen Ausnahmesituation", sagte er.

"Die Akzeptanz der Bevölkerung für Steuergesetze ist jedoch entscheidend für deren Durchsetzbarkeit", hieß es.

Russland hat seit Mitte Juni die Lieferungen über die Nord Stream 1-Pipeline nach Europa drastisch reduziert und liefert derzeit nur noch 20% der vereinbarten Mengen, wobei es fehlerhafte und verspätete Anlagen verantwortlich macht.

Die Versorgungsunternehmen, die zwischen den Importeuren und den bedrängten Endverbrauchern eingekeilt sind, befürchten, dass sie auf den hohen Kosten sitzen bleiben.

"Steigende Energiepreise sind eine Bedrohung für unseren Wohlstand und unsere Stabilität", sagte Lindner.

Die Regierung rechnet bisher mit einer Abgabe von 1,5 bis 5,0 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh) für die Verbraucher, um 90 % der höheren Kosten für den Großhandel mit Gas zu decken. Hinzu kommt eine noch nicht spezifizierte Abgabe für die Gasspeicherung, die am 18. August veröffentlicht werden soll.