Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft kritisiert die vom weltgrößten Graphit-Produzenten China angekündigten Exportkontrollen für den wichtigen Rohstoff.

"Für die international eng vernetzte deutsche Wirtschaft ist es unerlässlich, dass der freie Warenaustausch gerade von kritischen Rohstoffen weltweit gesichert ist", sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die deutschen Unternehmen sehen daher zunehmenden Protektionismus wie neue Exportbeschränkungen mit großer Sorge."

Bundesregierung und EU sollten die Unternehmen mit Hochdruck dabei unterstützen, ihre Lieferketten gerade bei strategischen Abhängigkeiten stärker zu diversifizieren. "Hierfür sind neben neuen Handels- und Rohstoffabkommen mit wichtigen Handelspartnern, wie im Indopazifik und in Lateinamerika, auch neue Instrumente wie ein Rohstofffonds denkbar", sagte Treier.

Ab dem 1. Dezember müssen heimische Exporteure eine Ausfuhrgenehmigung für mehrere Graphitprodukte einholen, wie das Handelsministerium in Peking zuvor ankündigte. Begründet wird der Schritt mit der "Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität der globalen Liefer- und Industriekette". Auch von einem "besseren Schutz der nationalen Sicherheit und Interessen" war die Rede. Die Maßnahme richte sich nicht gegen ein bestimmtes Land.

Experten sehen in den Exportkontrollen eine Reaktion auf die US-Sanktionen im Technologiesektor. Zudem kritisiert China, dass die EU-Kommission die europäische Autobranche durch billige E-Autos aus China in Gefahr sieht und deshalb eine Erhebung von Anti-Dumping-Zöllen prüft. China ist der weltweit größte Graphitproduzent und -exporteur. Das Land verarbeitet außerdem mehr als 90 Prozent der weltweiten Graphitmenge zu Material, das in praktisch allen Elektroautobatterien verwendet wird.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)