Wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen im Euro-Währungsgebiet nach institutionellen Sektoren: Drittes Quartal 2015



PRESSEMITTEILUNG 28. Januar 2016


Wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen im Euro-Währungsgebiet nach institutionellen Sektoren: Drittes Quartal 2015


  • Die Ersparnisbildung im Euro-Währungsgebiet stieg stärker an als die Sachvermögensbildung. Die Nettosachvermögensbildung blieb in allen Sektoren weitgehend unverändert, wobei sie im Fall der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften und der privaten Haushalte abermals ein positives Vorzeichen aufwies und im Sektor Staat erneut negativ war. Infolgedessen nahm der Finanzierungsüberschuss des Euroraums gegenüber der übrigen Welt weiter zu.

  • Die Verschuldung der privaten Haushalte war erneut rückläufig, und zwar sowohl im Verhältnis zum BIP (61,0 % im dritten Quartal 2015 gegenüber 61,8 % im entsprechenden Vorjahrsquartal) als auch gemessen am verfügbaren Einkommen (95,6 % nach 96,4 %).

  • Die Verschuldung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften im Verhältnis zum BIP erhöhte sich im Berichtsquartal auf 132,6 % gegenüber 130,9 % vor Jahresfrist. Die Bruttosachvermögensbildung verzeichnete einen geringeren Anstieg (2,8 % nach 3,1 % im zweiten Vierteljahr 2015).



Gesamtwirtschaft des Euro-Währungsgebiets

Die Nettoersparnis im Euro-Währungsgebiet, d. h. die Summe der Ersparnis der privaten Haushalte, der Kapitalgesellschaften und des Sektors Staat nach Abzug von Abschreibungen als prozentualer Anteil am verfügbaren Einkommen (netto), erhöhte sich auf 5,8 %, verglichen mit 5,1 % im entsprechenden Vorjahrszeitraum. Die Nettosachvermögensbildung im Euroraum nahm ebenfalls zu; gemessen am verfügbaren Einkommen (netto) lag sie bei 2,6 % gegenüber 2,4 % vor Jahresfrist. Die Nettovermögenstransfers gegenüber der übrigen Welt blieben nahezu unverändert. Dementsprechend stieg der Finanzierungsüberschuss des Eurogebiets gegenüber der übrigen Welt auf 3,4 % des verfügbaren Einkommens (netto), verglichen mit 3,0 % im dritten Quartal 2014. Beim Finanzierungsüberschuss der privaten Haushalte im Euroraum wurde - gemessen am verfügbaren Einkommen (netto) - ein Zuwachs verzeichnet (3,6 % nach 3,4 % im entsprechenden Vorjahrszeitraum). Gleiches gilt für den Finanzierungsüberschuss der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (1,8 % im Berichtsquartal gegenüber 1,3 % vor Jahresfrist). Unterdessen verringerte sich der Finanzierungsüberschuss der finanziellen Kapitalgesellschaften, und auch das Finanzierungsdefizit des Staates nahm im Vergleich zum dritten Quartal 2014 ab.

Private Haushalte

Die Jahreswachstumsrate des verfügbaren Einkommens (brutto) der privaten Haushalte war im Berichtszeitraum niedriger als im zweiten Quartal 2015 (2,0 % nach 2,6 %). Die jährliche Zuwachsrate des Bruttobetriebsüberschusses und des Selbstständigeneinkommens erhöhte sich (2,6 % gegenüber 2,2 %), während die Jahresänderungsrate des Arbeitnehmerentgelts mit 2,5 % unverändert blieb. Die Jahresänderungsrate der Konsumausgaben der privaten Haushalte lag wie bereits im Vorquartal bei 2,2 %. Die Sachvermögensbildung (brutto) dieses Sektors stieg nach einem Minus im vorangegangenen Berichtszeitraum (-0,5 %) auf 1,0 % an.

Die Bruttosparquote der privaten Haushalte belief sich im Berichtsquartal auf 12,7 % und blieb damit auf dem Stand des entsprechenden Vorjahrsquartals.

Die Jahreswachstumsrate der Finanzierung der privaten Haushalte (1,1 %) entsprach im Wesentlichen der des vorangegangenen Berichtszeitraums, wobei sich die Rate der Kreditfinanzierung, der diesbezüglich wichtigsten Komponente, erhöhte (0,8 % nach 0,4 % im zweiten Jahresviertel 2015). Die Vorjahrsrate der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte blieb mit 1,8 % stabil. Bei den Komponenten fiel die jährliche Zuwachsrate von Bargeld und Einlagen geringer aus (2,7 % gegenüber 2,9 %). Die Jahresänderungsrate der Ansprüche gegenüber Lebensversicherungen und Alterssicherungssystemen sank von 3,4 % auf 3,2 %, während die der Anlagen in Anteilsrechten mit 3,5 % weitgehend unverändert war. Die Anlagen in Schuldverschreibungen wiesen eine negative Jahreswachstumsrate auf (-17,8 %), da die Tilgungen und Verkäufe den Erwerb überstiegen. Das Reinvermögen der privaten Haushalte nahm weniger stark zu (2,6 % gegenüber 2,4 %); das dennoch anhaltend starke Wachstum ist durch die rege Geldvermögensbildung und die moderate Sachvermögensbildung sowie durch die per saldo hohen Bewertungsgewinne zu erklären, die insgesamt die Finanzierung überstiegen. Der Wert des Immobilienvermögens nahm stärker zu als im Vorquartal (1,9 % nach 1,4 %).

Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen sank im Berichtszeitraum auf 95,6 %, verglichen mit 96,4 % vor Jahresfrist.


Sparen der privaten Haushalte, Reinvermögensänderung und Verschuldung

(in % des verfügbaren Einkommens, brutto (Verbrauchskonzept), auf Basis von über vier Quartale kumulierten Veränderungen)

Q4 2013

Q1 2014

Q2 2014

Q3 2014

Q4 2014

Q1 2015

Q2 2015

Q3 2015

Sparquote (brutto)

12,7

12,7

12,6

12,7

12,7

12,7

12,8

12,7

Reinvermögensveränderung

3,5

12,2

19,2

19,5

17,8

25,0

17,3

16,0

Sachvermögensbildung (netto)

1,2

1,3

1,2

1,2

1,2

1,1

1,0

1,0

Sachvermögensbildung (brutto)

8,3

8,4

8,3

8,3

8,3

8,2

8,2

8,2

Abschreibungen (-)

7,1

7,1

7,1

7,1

7,1

7,1

7,1

7,1

Geldvermögensbildung

3,7

3,6

4,2

5,5

5,7

5,7

5,7

5,8

Finanzierung (-)

-0,1

-0,6

0,1

0,6

0,3

1,0

1,0

1,2

Umbewertungen von Vermögenswerten und sonstige Veränderungen


-1,5


6,6


13,8


13,4


11,3


19,2


11,6


10,5

Verschuldung (Kredite, Bestand)

97,3

96,7

96,8

96,4

96,6

96,0

95,7

95,6


Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften

Der Unternehmensgewinn (netto) der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften wies eine niedrigere Zuwachsrate auf (9,5 % im dritten gegenüber 9,8 % im zweiten Quartal 2015). Bei der Nettowertschöpfung hingegen war ein stärkeres Wachstum zu beobachten (3,6 % nach 3,3 %). Der Anstieg der Sachvermögensbildung (brutto) und der Bruttoanlageinvestitionen fiel geringer aus (2,8 % gegenüber 3,1 % bzw. 3,5 % gegenüber 6,2 %).

Bei der Finanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften wurde ein höheres jährliches Wachstum als im Vorquartal verzeichnet (1,8 % nach 1,6 %). Auch die Vorjahrsrate der Kreditfinanzierung nahm zu (2,0 % gegenüber 0,6 %). Die Kreditaufnahme bei Nicht-MFIs beschleunigte sich, während die Kreditaufnahme bei MFIs im Wesentlichen gleich blieb.1Die Finanzierung über Schuldverschreibungen wies eine höhere Zuwachsrate auf (4,2 % nach 3,6 %),


1 Zur Kreditfinanzierung zählen Kredite aller Sektoren (einschließlich Krediten nichtmonetärer Finanzinstitute) sowie von Ansässigen außerhalb des Euroraums.

wohingegen sich das Wachstum der Finanzierung über Handelskredite verlangsamte (2,2 % nach 3,4 %). Bei der Eigenkapitalfinanzierung belief sich die Zuwachsrate unverändert auf 1,9 %.

Die Vorjahrsrate der Geldvermögensbildung legte zu (3,4 % gegenüber 2,9 %). Bei den einzelnen Komponenten entsprach die jährliche Änderungsrate der Kreditvergabe mit 4,0 % in etwa der des Vorquartals, und bei den Anlagen in Anteilsrechten nahm sie stärker zu (3,1 % nach 2,5 %).

Die Schuldenquote erhöhte sich im dritten Quartal 2015 auf 132,6 %, verglichen mit 130,9 % vor Jahresfrist.


Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften

(in % der Nettowertschöpfung auf Basis von über vier Quartale kumulierten Veränderungen)

Q4 2013

Q1 2014

Q2 2014

Q3 2014

Q4 2014

Q1 2015

Q2 2015

Q3 2015

Unternehmensgewinn (netto) (gewöhnliche Geschäftstätigkeit)


32,0


32,2


32,0


32,0


31,7


31,8


32,5


33,0

Sparen (netto) (einbehaltene Gewinne)

3,1

3,6

3,2

3,6

3,3

3,6

4,1

4,8

Sachvermögensbildung (netto)

2,4

2,7

2,8

2,89

2,9

2,9

3,0

3,0

Sachvermögensbildung (brutto)

26,7

26,9

27,0

27,1

27,0

27,0

27,0

26,9

Abschreibungen (-)

24,3

24,2

24,2

24,1

24,1

24,1

24,0

23,9

Geldvermögensbildung

9,8

7,0

8,4

7,5

7,0

10,7

13,0

15,3

Finanzierung

6,4

4,3

6,1

5,8

6,2

8,8

10,2

11,9

Verschuldung (Bestand gemessen am BIP)


131,2


130,6


131,4


130,9


132,0


134,0


133,3


132,6

Deutsche Bundesbank veröffentlichte diesen Inhalt am 28 Januar 2016 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen. Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 28 Januar 2016 15:03:08 UTC.

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