PRESSEMITTEILUNG

27. Oktober 2020

Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet vom Oktober 2020

  • Banken verschärften Richtlinien für die Vergabe von Krediten an Unternehmen und private Haushalte
  • Schwächere Kreditnachfrage der Unternehmen spiegelt geringeren Bedarf an Notfall-Liquidität wider
  • Maßnahmen der EZB stützten Bankkreditvergabe erheblich

Laut der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet vom Oktober 2020 wurden die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Kreditgewährung) im dritten

Quartal 2020 über alle Kategorien hinweg - also für Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte sowie Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalte - verschärft. Nach einer günstigen Entwicklung in der vorangegangenen Umfragerunde meldeten im Oktober per saldo 19 % der befragten Banken eine Verschärfung der Richtlinien für die Gewährung von Krediten oder Kreditlinien an Unternehmen (siehe Abbildung 1). Bei den Ausleihungen an private Haushalte wurden die Kreditrichtlinien unter dem Strich abermals verschärft: Hier meldeten per saldo 20 % der befragten Banken strengere Richtlinien für Wohnungsbaukredite und 9 % eine Straffung der Richtlinien für Konsumentenkredite und sonstige Kredite. Als Gründe für die Verschärfung der Kreditrichtlinien für Unternehmen und private Haushalte wurden die Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage, ein höheres Kreditrisiko der Kreditnehmer sowie eine gesunkene Risikotoleranz genannt.

Für das vierte Quartal 2020 rechnen die Banken mit einer weiteren Verschärfung der Richtlinien für Unternehmenskredite. Begründet wurde dies mit Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung, da einige Sektoren weiterhin anfällig sind, sowie mit der Unsicherheit, was die Verlängerung der finanzpolitischen Stützungsmaßnahmen angeht. Auch die Richtlinien für die Vergabe von Wohnungsbaukrediten an private Haushalte dürften im vierten Quartal 2020 insgesamt weiter gestrafft werden.

Was die Bedingungen für die Neukreditvergabe der Banken insgesamt (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Kreditbedingungen) betrifft, so wurden diese im dritten Quartal 2020 für

Übersetzung: Deutsche Bundesbank

- 2 -

Unternehmenskredite verschärft. Dies erfolgte über eine Ausweitung der Kreditmargen - insbesondere bei risikoreicheren Ausleihungen - sowie strengere Sicherheitenerfordernisse. Bei den Wohnungsbaukrediten an Privathaushalte wurden die Bedingungen im dritten Jahresviertel unter dem Strich ebenfalls verschärft.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten und die Inanspruchnahme von Kreditlinien verringerten sich im dritten Quartal 2020, da die Unternehmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemieweniger Notfall-Liquiditätbenötigten als im Quartal zuvor, als die Nachfrage in noch nie da gewesenem Maße angestiegen war (siehe Abbildung 2). Im Berichtsquartal meldeten per saldo mehr Banken eine höhereNachfrage nach Wohnungsbaukrediten, die Ausdruck eines gewissen Aufholeffekts nach der Lockdown- Phase im zweiten Quartal war. Die Nachfrage nachKonsumentenkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte nahm ebenfalls leicht zu. Gestützt wurde die Nachfrage nach Wohnungsbau- und Konsumentenkrediten durch das insgesamt niedrige Zinsniveau, während sich zugleich der nachfragedämpfende Effekt des schwachen Verbrauchervertrauens deutlich abmilderte.

Die Banken gehen davon aus, dass sich die Nettonachfrage nach Unternehmenskrediten im Schlussquartal 2020 erholt. Bei den Wohnungsbaukrediten rechnen sie mit einer sinkenden Nachfrage, bei den Konsumentenkrediten hingegen mit einer Nachfragebelebung.

Darüber hinaus gaben die befragten Banken per saldo an, dass sich ihre Refinanzierung über Kundeneinlagen und über die Finanzmärkte im dritten Quartal 2020 verbessert habe. Gestützt wurde diese Entwicklung durch die geldpolitischen Maßnahmen der EZB. Das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten, das Pandemie-Notfallankaufprogramm und die dritte Reihe gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (GLRG III) wirkten sich nach Einschätzung der Banken positiv auf ihre Liquiditätsposition und die Finanzierungsbedingungen am Markt aus. Zusammen mit dem negativen Zinssatz für die Einlagefazilität hätten diese Maßnahmen zu einer Lockerung der Kreditvergabebedingungen beigetragen und das Kreditvolumen positiv beeinflusst. Vor allem die GLRG III hätten die Kreditvergabe der Banken in den vergangenen sechs Monaten erheblich gestützt. Zugleich beeinträchtigen die Wertpapierankäufe der EZB sowie der negative Einlagesatz den Banken zufolge jedoch deren Ertragskraft, da sie die Nettozinserträge schmälern. Dieser Effekt werde durch das zweistufige System der EZB für die Verzinsung von Überschussreserven etwas abgeschwächt.

Die viermal im Jahr durchgeführte Umfrage zum Kreditgeschäft wurde vom Eurosystem entwickelt, um einen besseren Einblick in das Kreditvergabeverhalten der Banken im Euroraum zu gewinnen. Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die Ergebnisse der Umfrage vom Oktober 2020 auf Veränderungen im dritten Quartal des laufenden Jahres sowie auf Veränderungen, die für das Schlussquartal 2020 erwartet werden. Die Befragung wurde vom 21. September bis zum 6. Oktober 2020 durchgeführt. An der Umfrage nahmen 143 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 %.

Medienanfragen sind an Frau Silvia Margiocco zu richten (Tel. +49 69 1344 6619).

Übersetzung: Deutsche Bundesbank

- 3 -

Anmerkung

  • Ein Bericht zur Umfrage kann hier abgerufen werden. Auf dieser Website finden sich auch der Fragebogen, ein Glossar und ein Handbuch zur Umfrage mit Informationen zu den Datenreihenschlüsseln.
  • Die Datenreihen für das Euro-Währungsgebiet und die einzelnen Länder sind über dasStatistical Data Warehouseder EZB abrufbar. Der Zugang zu den von den jeweiligen nationalen Zentralbanken veröffentlichten nationalen Ergebnissen findet sichhier.
  • Nähere Informationen zur Umfrage zum Kreditgeschäft finden sich in: P. Köhler-Ulbrich, H. Hempell und S. Scopel, The euro area bank lending survey, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 179, 2016.

Abbildung 1

Veränderung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite (inklusive Kreditlinien) und Einflussfaktoren

(prozentualer Saldo der Banken, die eine Verschärfung der Kreditrichtlinien meldeten, und Einflussfaktoren)

Quelle: EZB (Umfrage zum Kreditgeschäft).

Anmerkung: Der prozentuale Saldo ist definiert als die Differenz zwischen der Summe der jeweiligen Anteile (in Prozent) der Banken, die mit "deutlich verschärft" und "leicht verschärft" antworteten, und der Summe der Anteile (in Prozent) der Banken, die "etwas gelockert" und "deutlich gelockert" angaben.

Übersetzung: Deutsche Bundesbank

- 4 -

Abbildung 2

Veränderung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten (inklusive Kreditlinien) und Einflussfaktoren

(prozentualer Saldo der Banken, die einen Anstieg der Nachfrage meldeten, und Einflussfaktoren)

Quelle: EZB (Umfrage zum Kreditgeschäft).

Anmerkung: Bei den Fragen zur Kreditnachfrage ist der prozentuale Saldo definiert als die Differenz zwischen der Summe der jeweiligen Anteile (in Prozent) der Banken, die mit "deutlich gestiegen" und "leicht gestiegen" antworteten, und der Summe der Anteile (in Prozent) der Banken, die "leicht gesunken" und "deutlich gesunken" angaben.

Europäische Zentralbank

Generaldirektion Kommunikation

Sonnemannstraße 20, 60314 Frankfurt am Main, Deutschland

Tel.: +49 69 1344 7455, E-Mail:media@ecb.europa.eu

Internet:www.ecb.europa.eu

Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.

Übersetzung: Deutsche Bundesbank

Um den Rest dieser Noodl zu lesen, rufen Sie bitte die Originalversion auf, und zwar hier.

Deutsche Bundesbank veröffentlichte diesen Inhalt am 27 Oktober 2020 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 27 Oktober 2020 16:08:00 UTC.

Originaldokumenthttps://www.bundesbank.de/resource/blob/849022/c5366b4e25195095f150ebacb0e92ea4/mL/2020-10-27-umfrage-kreditgeschaeft-download.pdf

Public permalinkhttp://www.publicnow.com/view/8284973F40EC2E490823B141D22BDCBBBB71CA3A