BERLIN (dpa-AFX) - Die Klima- und Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, hat die Aufgabe der deutschen Klimaziele für 2020 durch Union und SPD scharf kritisiert. Dies berge schwerwiegende Nachteile für die deutsche Industrie. "Klimaschutz hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu Innovationen geführt, und deutsche Unternehmen sind in bestimmten Bereichen Weltmarktführer", sagte Kemfert der "Welt" (Mittwoch). "Diese positive Entwicklung ist nun gefährdet." Profitieren würden davon allein die Betreiber von Braunkohlekraftwerken, "deren besonders klimaschädlicher Strom den sauberen Ökostrom im Netz behindert."

In der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Mittwoch) sprach sie von einer "Bankrotterklärung". Aus den Koalitionssondierungen von Union und SPD war zuvor durchgesickert, dass beide Seiten übereingekommen sind, die ohnehin nur noch schwer zu erreichenden deutschen Kurzfristziele aufzugeben.

FDP-Chef Christian Lindner begrüßte dies, allerdings mit Einschränkungen. In den später geplatzten Jamaika-Verhandlungen habe die CDU mit den Grünen Kohle-Kraftwerke abschalten wollen, die noch gebraucht würden, sagte er der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch). "Die Wende der Union ist in der Sache richtig, entlarvt aber die inzwischen völlige Beliebigkeit der Positionen der Merkel-CDU."

Er warf der CDU-Vorsitzenden, Kanzlerin Angela Merkel, vor, ihre jeweiligen Koalitionspartner mit viel Steuergeld einzukaufen. "Das ist die Methode Merkel", sagte er. "Bei den Sondierungen sollen alle Probleme und alle Widersprüche mit Steuergeld zugeschüttet werden. Das ging mir schon bei den Jamaika-Verhandlungen auf die Nerven."/and/DP/zb