WIEN (dpa-AFX) - Österreichische Verbraucherschützer rechnen im Justizstreit um Corona-Ansteckungen im Tiroler Skiort Ischgl mit einem Prozessbeginn im Januar oder Februar. Bisher seien sechs oder sieben Amtshaftungs-Musterklagen gegen die Republik Österreich eingereicht worden, sagte Verbraucherschutzverein-Chef Peter Kolba am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz. Etwa dreißig weitere seien in Vorbereitung oder würden derzeit eingebracht.

Bei dem Verein hatten sich nach dessen Angaben 6000 Menschen gemeldet, davon rund 4000 Deutsche, die sich Anfang des Jahres bei Aufenthalten in Ischgl mit dem Coronavirus infiziert haben sollen. Auch die Familie eines Verstorbenen war unter den ersten Klägern. Im Frühjahr will der Verein zudem eine Sammelklage organisieren.

"Wir haben bei unseren Geschädigten erhoben, dass rund ein Viertel der Touristen die in der letzten Woche in Ischgl angereist sind angab, sie hätten vorweg nachgefragt ob es Probleme mit dem Coronavirus gibt. Die Menschen sagen uns, sie wurden vom Tourismusverband oder auch von Hotels glatt belogen", sagte Kolba.

Der Staat hatte in einer Klagebeantwortung Ende Oktober jegliches schuldhafte Handeln der Behörden bestritten. Die Gesundheitsbehörden hätten "zu jedem Zeitpunkt sämtliche dem Ermittlungsstand entsprechenden, erforderlichen und durch die bestehende Rechtslage zur Verfügung stehenden Maßnahmen unverzüglich gesetzt".

Ischgl galt im März als Corona-Hotspot in Europa. Tausende Infektionen sollen auf den bekannten Tiroler Wintersportort zurückzuführen sein. Eine unabhängige Experten-Kommission hatte unlängst festgestellt, dass es im Krisenmanagement zu Fehlern und Fehleinschätzungen gekommen war. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt gegen vier Verdächtige wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten./cpe/DP/nas