Die Finanzsparte Kaisa Finance habe am Donnerstag die fällige Zahlung für ein Finanzprodukt nicht stemmen können, bestätigte Kaisa die Aussagen eines Insiders. Der in Shenzhen ansässige Mutterkonzern erklärte in einer Mitteilung, wegen des herausfordernden Immobilienmarkts und Rating-Herunterstufungen mit einem beispielslosen Liquiditätsengpass konfrontiert zu sein. Um Geld aufzubringen, wolle Kaisa Anteilsverkäufe beschleunigen.

Die Probleme des Unternehmens kommen inmitten von Sorgen über eine sich verschärfende Liquiditätskrise im chinesischen Immobiliensektor. Dieser ist ein wichtiger Motor des Wirtschaftswachstums Chinas. Viele hochverschuldete Immobilienentwickler haben sogenannte Vermögensverwaltungsprodukte (Wealth Management Products) an Kleinanleger vertrieben und sie mit hohen Zinsen gelockt. Auf diese Weise konnten die Konzerne die von der Regierung in Peking erlassenen Beschränkungen für die Kreditaufnahme umgehen.

Kaisa ist gemessen an der Zahl der verkauften Wohnungen die Nummer 25 unter den chinesischen Immobilienentwicklern. Der Konzern muss in den nächsten zwölf Monaten rund 3,2 Milliarden Dollar an vorrangigen Offshore-Anleihen bedienen. Bereits am 11. und 12. November sind 59 Millionen Dollar an Zinszahlungen fällig. Unter den Immobilienentwicklern muss nur der schon länger in Schieflage geratene Rivale Evergrande im kommenden Jahr mehr Auslandschulden bedienen.

Kaisa-Verwaltungsratschef Kwok Ying Ching und andere hochrangige Manager hätten sich am Donnerstag mit Investoren getroffen, um einen Zahlungsplan zu diskutieren, teilte Kaisa weiter mit. Zwei Investoren sagten der Nachrichtenagentur Reuters, Kaisa schulde den Anlegern inklusive Zinsen 12,79 Milliarden Yuan (1,7 Milliarden Euro) und wolle das Geld schrittweise zurückzahlen. Die Anleger hätten dem Plan heftig widersprochen, sagten die beiden Investoren. Von Kaisa war dazu zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Bonität von Kaisa wurde vergangene Woche von Ratingagenturen herabgestuft. Das Hauptquartier von Kaisa Finance war am Donnerstagmorgen fast leer, mehrere Polizeifahrzeuge waren vor dem Gebäude stationiert.

Die Aufsichtsbehörden in Shenzhen träfen am Freitag zusammen, um über die Liquiditätsengpässe bei Kaisa und seinem Wettbewerber Fantasia zu sprechen, berichtete der lokale Nachrichtenanbieter Cailianshe. Fantasia hatte vergangenen Monat einen Offshore-Bond nicht bedient. Die Zweigniederlassung der chinesischen Zentralbank in Shenzhen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, Fantasia und Kaisa lehnten eine Stellungnahme ab.

Unabhängig davon hat der kleinere Akteur Yango versucht, seine Dollaranleihen umzutauschen, um einen Zahlungsausfall zu vermeiden. Mit Investoren in China sei eine Vereinbarung getroffen worden, um die Kapitalzahlungen für forderungsbesicherte Wertpapiere zu verlängern, sagten zwei Insider zu Reuters.

Evergrande, einst Chinas umsatzstärkster Entwickler, leidet unter Schulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar. Evergrande konnte vorige Woche zum zweiten Mal nur knapp einen Zahlungsausfall abwenden. Die nächste Bewährungsprobe folgt bereits am 10. November, wenn Zahlungen von mehr als 148 Millionen Dollar fällig werden.