(Reuters) - Nach dem jüngsten Einbruch der chinesischen Börsen auf Mehrjahrestiefs bemüht sich die Volksrepublik um eine Stabilisierung der Aktienmärkte.

Staatlich unterstützte Investoren weiteten ihre Aktienkäufe aus, und zugleich grenzten die Behörden Nettoverkäufe und Leerverkäufe etwa von Fonds ein. Zuversicht schürte auch ein Bericht der Agentur Bloomberg, nach dem Präsident Xi Jinping mit den Finanzaufsichtsbehörden über den zunehmenden Verfall chinesischer Aktien sprechen will. "Chinas Aktienmarkt scheint jetzt zur Chefsache geworden zu sein", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets.

Die verstärkten Bemühungen, den Kursverfall der vergangenen Wochen aufzuhalten, zeigten am Dienstag erste Erfolge. Die Börse in Shanghai zog um mehr als drei Prozent an, nachdem sie zum Wochenstart noch auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen war. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen kletterte um 3,5 Prozent nach oben und fuhr damit das größte Plus seit November 2022 ein. Der zuletzt besonders unter die Räder gekommene Small-Cap-Index verzeichnete sogar den größten Anstieg seit 2008.

"Es ist noch lange nicht überzeugend, aber man hört auf, in Panik zu geraten, wenn die politischen Entscheidungsträger in Panik geraten", sagte Nick Ferres, Investmentchef bei Vantage Point Asset Management in Singapur. Auf dem Börsenparkett komme es gut an, das sich Xi persönlich mit dem Absturz der Aktienkurse im Reich der Mitte befasse, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "In China hat der Ausverkauf an den Börsen die höchst mögliche Ebene erreicht."

Bei den Beschränkungen von Aktienverkäufen nahmen die Behörden Fondsmanagern zufolge auch den privaten Fondssektor ins Visier. Um den Markt zu stabilisieren, schränkten Chinas Börsen den Aktienverkauf einiger Hedgefonds ein, wie vier Fondsmanager und ein Broker berichteten. "Unsere Leitung war abgeschaltet", sagte ein Quant-Hedgefonds-Händler in Südchina. Aufträge zum Verkauf von Aktien über die Brokerplattform des Fonds seien abgelehnt worden. Ein Vertriebsleiter für Hedgefonds bei einem großen Maklerunternehmen mit Sitz in Shanghai sagte, die Börsen hätten die Firmen seiner Branche angerufen und sie gebeten, den Verkauf von Hedgefonds einzudämmen. Einige Kunden seien schockiert gewesen, als sie feststellten, dass sie nicht verkaufen konnten.

Ein weiterer Hedgefonds-Manager in Nordchina sagte, sein Unternehmen könne Positionen zwar optimieren, sei aber aufgrund der Vorgaben der Aufsichtsbehörden nicht in der Lage, die Bestände stark zu reduzieren. Reuters konnte nicht unabhängig überprüfen, wie viele Hedgefonds eingeschränkt wurden und wie die Handelsplattformen die Beschränkungen umsetzten. Die Aufseher und die Börsen reagierten nicht auf eine Anfrage.

Unterdessen teilte Chinas Staatsfonds Central Huijin Investment mit, den Investitionsumfang in Exchange Traded Funds (ETFs) erweitert zu haben. Die chinesische Aufsichtsbehörde erklärte zudem, sie werde institutionelle Anleger bei der Erhöhung ihrer Aktieninvestitionen unterstützen und börsennotierte Unternehmen ermutigen, ihre Aktienrückkäufe zu steigern. Zugleich wolle sie die Kontrolle von schädlichen Leerverkäufen verschärfen und versuchen, Risiken im Zusammenhang mit verpfändeten Aktien abzuwehren.

RISIKEN BLEIBEN

Einige Analysten und Investoren bezweifelten aber, dass die Stützung der Börsen mit Bargeld nachhaltig ist und eine dauerhafte Trendwende herbeiführen kann, solange es keine Lösung für die Krise am Immobiliensektor gibt. "Die Wirksamkeit der Marktrettung ist fraglich, wenn sie nicht auf die schwache Gesamtnachfrage oder die tieferen Probleme auf dem Immobilienmarkt eingeht", sagte Michael Ashley Schulman, Investmentchef von Running Point Capital Advisors.

Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten blieben unverändert, sagte SMBC-Ökonom Ryota Abe. "Solange die Märkte grundlegende Bedenken hinsichtlich der Realwirtschaft haben, werden die zahlreichen Ankündigungen nur kurzfristig Wirkung zeigen." Für eine nachhaltigere Rally am Aktienmarkt, müssten die Probleme auf dem Immobilienmarkt aggressiver angegangen werden, sagte auch Vasu Menon, Investmentstratege bei der OCBC Bank.

(Bericht von Tom Westbrook, Vidya Ranganathan; geschrieben von Stefanie Geiger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)