BERLIN (AFP)--Der Bundesnachrichtendienst (BND) will mit einer Organisationsreform Lehren aus Fehlern bei seiner Lageeinschätzung zu Afghanistan ziehen. BND-Präsident Bruno Kahl kündigte in einer Anhörung vor Bundestagsabgeordneten ein "neues organisatorisches Gerüst" für seinen Dienst an. Ziel sei unter anderem eine "schnelle Reaktionsfähigkeit".

Die rasche Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan sei für den BND "überraschend" gekommen, räumte Kahl ein. Hier seien "Schwachstellen in Hinblick auf die Prognose" zutage getreten.

"Wir müssen eingestehen, nicht damit gerechnet haben, dass die Taliban so schnell Afghanistan und die Hauptstadt Kabul unter ihre Kontrolle bringen", sagte Kahl. "Daraus müssen und wollen wir lernen." Es habe sich gezeigt, "in welch rasanter Geschwindigkeit sich Lagebilder verändern können", sagte der BND-Präsident weiter.

Nach der von den westlichen Bündnispartnern nicht erwarteten schnellen Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im Sommer war der BND auch von der Bundesregierung kritisiert worden: "Der BND hat offensichtlich eine falsche Lageeinschätzung vorgenommen, so wie andere Dienste auch", hatte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) im August dem Spiegel gesagt. Die Bundesregierung habe ihre Entscheidungen auch auf Grundlage dieser fehlerhaften Berichte getroffen.

Ein Baustein der geplanten BND-Reform ist nach Worten von Kahl eine "engere Verzahnung" der Informationsbeschaffung und der Auswertung. "Ähnliche Aufgaben werden zusammengelegt, um unsere Gesamtleistung und Schnelligkeit weiter zu erhöhen", sagte Kahl in der Anhörung vor dem Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags. "Mit dieser Organisationsreform stellen wir sicher, dass unsere zahlreichen Ansätze für einen modernen und zugkräftigen Auslandsnachrichtendienst effektiv greifen."

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October 27, 2021 05:08 ET (09:08 GMT)