"Die Wiederauferstehung Trumps in den Umfragen so kurz vor der Wahl hat Investoren ernsthaft erschüttert", sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda. Die Kursentwicklung der vergangenen 24 Stunden zeige, dass sie einen Sieg der Trump-Kontrahentin Hillary Clinton bevorzugen würden, weil diese für Kontinuität stehe. Trump gilt dagegen wegen seiner Unberechenbarkeit als Börsenschreck.

Dax und EuroStoxx50 bauten ihre Vortagesverluste aus und verloren jeweils ein knappes Prozent auf 10.433 und 2998 Punkte. Unter Druck geriet auch die US-Währung. Ein Euro versteuerte sich um einen halben US-Cent auf 1,1096 Dollar.

Eine der wenigen Währungen zu der der Dollar zulegte, war der mexikanische Peso. Die Währung reagiert sensibel auf Veränderungen in den Wahlumfragen, weil Trump in der Einwanderungspolitik einen harten Kurs fahren will und Strafzölle auf mexikanische Waren angekündigt hat. Am Mittwoch stieg der Dollar um bis zu 1,3 Prozent auf 19,4272 Peso und lag damit nur noch rund einen halben Peso unter seinem Rekordhoch vom September.

WIEDERHOLT SICH DIE GESCHICHTE? - "SICHERE HÄFEN" GEFRAGT

Zwar rechnen die meisten Experten bei der US-Präsidentschaftswahl am 8. November weiterhin mit einem Sieg Clintons. Die ehemalige US-Außenministerin steht aber wegen der Benutzung eines privaten Servers für dienstliche E-Mails unter Druck. "Der Markt erlebt gerade ein Déjà vu", sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. "Er hat die Turbulenzen am Devisenmarkt nach dem Brexit-Referendum nicht vergessen." Im Juni hatten Anleger den Umfragen bis kurz vor Bekanntwerden der Ergebnisse vertraut und auf eine Ablehnung des EU-Austritts Großbritanniens gesetzt. Seither ist das Pfund Sterling um über zehn Prozent abgestürzt.

Aus diesem Grund nahmen Anleger Kurs auf "sichere Häfen". Sie deckten sich unter anderem mit Bundesanleihen ein. Der auf diesen Papieren basierende Bund-Future stieg um 56 Ticks auf 162,40 Punkte. Gold verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1297,27 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

FED-ENTSCHEID IM BLICK

Darüber hinaus beriet die US-Notenbank Fed über ihre Geldpolitik. "Sie muss sich überlegen, ob sie mit konkreten Hinweisen auf einen Zinsschritt im Dezember noch mehr Öl ins Feuer der bereits unruhig gewordenen Börsen schütten will", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Eher wahrscheinlich ist, dass sie sich bedeckt halten wird, um nicht in den Verdacht der politischen Einflussnahme zu geraten." Ihre Entscheidung wollte die Fed am Mittwochabend (MESZ) bekanntgeben.

Ohne nachhaltigen Einfluss auf die Börsenkurse waren die etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Daten der privaten US-Arbeitsagentur ADP. Sie deuteten nicht darauf hin, dass bei den offiziellen Zahlen am Freitag eine Überraschung zu erwarten sei, sagte Helaba-Analystin Viola Julien.

ABSATZFLAUTE DRÜCKT AUTOBAUER - KURSSTURZ BEI REEDER MAERSK

Am deutschen Aktienmarkt gehörten BMW, Daimler und Volkswagen mit Kursverlusten von bis zu 2,9 Prozent zu den größten Verlierern. Die Autobauer leiden unter einer Absatzflaute in den USA und Deutschland.

In Kopenhagen brachen die Titel von Moeller-Maersk zeitweise sogar um knapp zehn Prozent ein. Der Gewinn der weltgrößten Container-Reederei brach um 44 Prozent ein - stärker als von Anlegern erwartet.

Bei Hugo Boss ging der Gewinn ebenfalls zurück, allerdings nicht so sehr wie befürchtet. Die Aktie der Modefirma stieg daraufhin um bis zu acht Prozent.