Die Märkte in Europa setzten vergangene Woche dank einer erfreulichen Berichtssaison ihre dynamische Entwicklung fort. Zum Wochenschluss bremsten allerdings die Wall Street und die hartnäckig hohe Teuerungsrate in den USA den Schwung, da auch die Angst vor weiteren geldpolitischen Straffungen wieder zunahm. Diese Phase der Unentschlossenheit wird vermutlich anhalten, bis die Berichtssaison beendet ist und die nächsten Konjunkturindikatoren dies- und jenseits des Atlantiks vorliegen.
Wochenperformance*
DAX
15482  +1.14%Chart
STOXX EUROPE 600
464.30  +1.40%
Chart STOXX EUROPE 600
S&P 500
4079.09  -0.28%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
27513.13  -0.57%
Chart NIKKEI 225
GOLD
1841.73$  -1.13%
Chart GOLD
BRENT OIL
82.97$  -3.48%
Chart BRENT OIL
EURO / US DOLLAR
1.07$  +0.17%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

Tops

Palantir (+28 %): Das Datenanalyseunternehmen aus den USA, das auf Sicherheit und Verteidigung spezialisiert ist, überraschte mit seinem ersten Quartalsgewinn, hatte man doch an der Wall Street mit einem Verlust gerechnet. Der Umsatz stieg um 18 %, womit die Erwartungen übertroffen wurden.

Airbnb (+28 %): Dass der Tourismus wieder anzieht, kommt Airbnb zugute. 2022 war das erste volle profitable Jahr für den Konzern. Der Jahresnettogewinn belief sich auf 1,9 Mrd. USD. Im Jahr 2021 hatte noch ein Jahresverlust von 353 Mio. USD unter dem Strich gestanden. 

Norma (+22 %): Der Hersteller von Maschinenkomponenten steigerte den Jahresumsatz um 14 % auf 1,24 Mrd. EUR. Neben den Ergebnissen gab der deutsche Konzern auch bekannt, dass man drei Übernahmeangebote abgelehnt hat.

QT Group (+20 %): Der finnische Softwareentwickler veröffentlichte sehr gute Jahresergebnisse.

Atos (+17 %): Airbus verhandelt mit Atos über den Einstieg bei der Atos-Tochter Evidian (Anteil von 29,9 %), wie beide Unternehmen bestätigten.

Commerzbank (+12 %): Die deutsche Bankengruppe hat deutlich bessere Ergebnisse erzielt und erhöht die Dividende. Außerdem soll der ehemalige Bundesbank-Präsident Jens Weidmann neuer Aufsichtsratschef werden.

Carrefour (+11 %): Der Einzelhändler beeindruckte mit seinen Geschäftsjahresergebnissen, was den im Jahr 2022 zurückgewonnenen Marktanteilen zu verdanken war. Die Aussichten werden positiv beurteilt.

Flops

Credo Technology (-45 %): Der kleine Anbieter von Lösungen für den Dateninfrastrukturmarkt enttäuschte mit seinen Umsatzzahlen. Dies war vor allem darauf zurückzuführen, dass er deutlich weniger Aufträge von seinem Hauptkunden erhalten hatte.

Indivior (-15 %): Nach Angaben der britischen Pharmafirma wurden 290 Mio. USD für die anhängigen Rechtsstreitigkeiten in den USA zurückgestellt. Durch diese unerwartet hohen Rückstellungen liegen die Ergebnisse für 2022 trotz eines Umsatzanstiegs von 14 % im roten Bereich. 

Organon (-14 %): Das auf Frauengesundheit spezialisierte Labor verfehlte mit seinen Zahlen zum Umsatz und Gewinn für 2022 die Erwartungen.

Delivery Hero (-8 %): Nachdem der deutsche Essenslieferdienst angekündigt hatte, dass er mit der Ausgabe von in Aktien wandelbaren Anleihen einen Bruttoerlös von 1 Mrd. EUR zu erzielen beabsichtigt, um zwei andere Wandelschuldverschreibungen zurückzukaufen, erlitt die Aktie Kursverluste.

Shopify (-7 %): Enttäuschende Quartalsumsätze und steigende Kosten schickten die Aktie des E-Commerce-Spezialisten auf Talfahrt. Der monatlich wiederkehrende Umsatz stieg lediglich um 7 %, was darauf hindeuten könnte, dass die Abonnentenzahlen langsamer wachsen. 

Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Energie: Die Ölpreise gaben vergangene Woche nach. Zum Teil war dies auf Berichte zurückzuführen, wonach die US-Regierung weitere 26 Mio. Barrel aus der nationalen strategischen Reserve veräußern will. Einige Beobachter hatten dagegen erwartet, dass die USA auf diese Maßnahme, mit der sie den Höhenflug der Energiepreise für amerikanische Verbraucher eindämmen will, verzichten oder sie zumindest aufschieben würde. Und auch die OPEC sorgte diese Woche für Schlagzeilen. Sie hob ihre Nachfrageprognose für 2023 an und präsentiert sich damit so optimistisch wie seit Monaten nicht. Das Ölkartell der erdölexportierenden Länder geht nach wie vor davon aus, dass sich die weltweite Ölnachfrage durch das Wiederanspringen der chinesischen Wirtschaft dieses Jahr erholen wird. Dementsprechend schraubte sie ihre Prognose um 100.000 Barrel pro Tag nach oben. Die Nordseesorte Brent notiert bei ca. 83,3 USD, während die US-Referenzsorte WTI mit 77 USD pro Barrel gehandelt wird. Bei den Erdgaspreisen ging es weiter abwärts. So ist der Referenzpreis am niederländischen Handelsplatz TTF auf 49 EUR/MWh gesunken.

Metalle: Industriemetalle verzeichneten diese Woche angesichts der wieder zunehmenden Risikoaversion und der Aufwertung des US-Dollars erneut eine schwache Entwicklung. Eine Tonne Kupfer wird an der London Metal Exchange im Bereich von 9.000 USD gehandelt. In einigen Bereichen besteht jedoch nach wie vor das Risiko von Lieferengpässen, wie das Management von Norsk Hydro unterstreicht. Die volatilen Energiepreise stellen das Unternehmen immer noch vor eine große Herausforderung. Der Goldpreis geriet aufgrund steigender Anleiherenditen ebenfalls ins Rutschen und sank auf 1.824 USD.

Agrarprodukte: Die Getreidepreise folgten diese Woche der Talfahrt bei den Energie- und Metallpreisen. Weizen und Mais werden an der Börse in Chicago aktuell mit 760 bzw. 670 Cent je Scheffel gehandelt. 

Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Nie ist es recht. Die US-Wirtschaft hält sich unerfreulich gut: zu lebhafter Konsum, zu kräftiges Vertrauen und erneut beunruhigende Einzelhandels- und Erzeugerpreise. Langsam wächst wieder die Angst unter den Anlegern, dass die US-Notenbank Fed kräftiger als erwartet an der Zinsschraube drehen könnte. Risikopapiere legten daher seit Donnerstag den Rückwärtsgang ein. Die Stimmung hat sich gegenüber Januar etwas verändert: Inzwischen deuten nicht mehr alle Daten auf einen Rückgang des Preisauftriebs hin. Das sorgt nach der kräftigen Erholung an den Aktienmärkten für eine gewisse Unsicherheit.

Devisen: Der US-Dollar profitierte von der Anhebung der Erwartungen zum Höhepunkt des US-Zinszyklus. Der Euro gab dementsprechend auf 1,0628 USD nach. Nach Auffassung der Devisenhändler muss die Rendite zehnjähriger US-Treasuries erneut unter die Marke von 3,7 % fallen, damit die Gemeinschaftswährung wieder steigt. Die US-Währung legte auch gegenüber dem Yen zu (auf 134,75 JPY). Nächste Woche wird das japanische Parlament eine Anhörung zur Bestätigung des zukünftigen Gouverneurs der japanischen Zentralbank, Kazuo Ueda, abhalten. Der Dollar-Index, der den Greenback mit sechs anderen Währungen (Euro, Yen, Pfund Sterling, kanadischer Dollar, schwedische Krone, Schweizer Franken) vergleicht, näherte sich am Freitag bei 104,50 Punkten seinen Höchstständen seit Jahresbeginn.

Anleihen: Die in dieser Woche veröffentlichten Konjunkturbarometer verliehen Anleihen weiter Auftrieb. Die Stimmung ist angesichts der leichten Enttäuschung beim US-Verbraucherpreisindex (der nicht wie erhofft zurückging) und der sich weiter verschlechternden Frühindikatoren eher gedämpft. "Smart Money"-Investoren, wie professionelle Anleger gemeinhin genannt werden, rechnen mit einer Fortführung der restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank Fed, weswegen die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen nun unseren Zielbereich von 3,90/3,95 % erreicht hat. Gleichzeitig traten Junk Bonds (JNK) in eine markante Widerstandszone um 94 USD ein und setzten ihren früheren Abwärtstrend fort; neue Tiefststände sind nicht ausgeschlossen. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass sich die Kurse umgekehrt zu den Renditen entwickeln. In Europa zeichnet sich die gleiche Entwicklung ab, wobei manche Marktteilnehmer inzwischen davon ausgehen, dass die EZB die Zinsen bis auf 3,75 % erhöhen wird. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen rentieren derzeit bei 2,55 %. Falls sich die Erwartungen bewahrheiten, gibt es hier also noch ordentlich Aufwärtspotenzial! 

Kryptowährungen: Der Bitcoin schnellte im Wochenverlauf mehr als 9 % nach oben und kratzte bei Redaktionsschluss erneut an der Marke von 24.000 USD. Donnerstagabend erreichte die digitale Währung sogar 25.000 USD. Das makroökonomische Umfeld trübt sich ein oder ist zumindest nicht so günstig wie von den Marktteilnehmern erwartet. Somit traten Kryptowährungen Ende der Woche auf der Stelle. Kryptoanleger sind jedoch momentan zu Recht gut gelaunt, denn der Bitcoin hat seit Jahresanfang fast 50 % zugelegt. Die Inflation und die Geldpolitik werden in den nächsten Wochen auf diesem Markt weiter den Ton angeben. 

Termine: Am Dienstag stehen die Veröffentlichungen der vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Februar und des ZEW-Index zur Stimmung der Finanzexperten in Deutschland auf dem Programm. Am Mittwoch dürfte sich das Marktinteresse vor allem auf das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung richten. Des Weiteren wird am Donnerstag die aktuelle Schätzung des US-BIP im 4. Quartal veröffentlicht. Am Freitag rückt der neue US-Verbrauchervertrauensindex für Januar in den Mittelpunkt, denn die Preisentwicklung ist und bleibt ein Unsicherheitsfaktor.

Kurs und Volumen
Inflation bringt die Märkte aus dem Tritt
Die führenden Aktienmärkte rund um den Globus, insbesondere in Europa, haben sich von Ende Oktober bis Mitte Februar kräftig erholt. Zahlreiche Marktteilnehmer warnen inzwischen, dass eine Fortsetzung dieser Aufwärtsbewegung unwahrscheinlich ist, und der Markt schien zum Ende der Woche eine Pause einzulegen. Anfang der Woche war es einigen Indizes sogar noch gelungen, ihre historischen Höchststände zu knacken. Doch der Wochenschluss war etwas gedämpfter, nachdem am Mittwoch die Einzelhandelsumsätze und am Donnerstag der Einkaufsmanagerindex recht robust ausfielen. Die zum Teil überraschend guten Unternehmensergebnisse stimmen die Anleger jedoch weiter optimistisch. Nächste Woche werden weitere Unternehmen ihre Zahlen präsentieren, unter anderem BHP Group am Montag, Walmart am Dienstag, Nvidia am Mittwoch, Essilor Luxottica und Axa am Donnerstag. Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Wochenende!
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.