FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. März 2016. In den zurückliegenden Tagen herrschte überwiegend Kauflaune, es wurden aber auch Gewinne eingestrichen. Jetzt warten Anleger und Trader auf die EZB-Sitzung am Donnerstag.

Etwas risikofreudiger zeigen sich Anleger zwar durchaus, ganz verschwunden ist die Skepsis nach dem heftigen Kurseinbruch Anfang des Jahres aber noch nicht.

Das Bild im Markt ist allerdings nicht einheitlich. "Die Käufer haben sich zurückgemeldet", erklärt Gregor Hamme von der Unicredit Group. "Anfang vergangener Woche wurde viel gekauft, dann kam es aber zu immer mehr Gewinnmitnahmen", berichtet Marco Salaorno von der Société Générale.

Seit Mitte Februar hatte der DAX über 1.000 Punkte zugelegt. In dieser Woche schwächelt der Index jedoch etwas, am Dienstagmittag notiert er bei 9.724 Punkten nach 9.824 zum Handelsschluss am Freitag. Auslöser für den Rücksetzer sind Daten aus China: Im Februar sind die chinesischen Exporte um satte 20 Prozent eingebrochen.

Vergangene Woche waren die ETF-Umsätze den Händlern zufolge durchschnittlich bis gut, seit Montag ist es ruhiger. "Vor der EZB-Sitzung am Donnerstag ist Zurückhaltung angesagt", bemerkt Carsten Schröder von der Commerzbank. Er meldet 28.500 Transaktionen für die Vorwoche, das ist etwas mehr als in der Woche davor, und einen leichten Käuferüberhang.

Viele Käufer unterwegs

Laut Hamme dominierten in der Vorwoche in Aktien-ETFs Zuflüsse - über alle Kategorien hinweg. Egal ob deutsche, europäische, US-amerikanische, globale oder Schwellenländer-Aktien (WKN 593393, 593395, 263530, 622391, A0HGV0), alles sei gekauft worden. "Gewinnmitnahmen gab es bei uns nicht."

Gefragt sei im Moment der etwas defensivere Ossiam iStoxx Europe Minimum Variance (WKN A1JH10), der eine Strategie reduzierte Volatilität verfolgt.

Salaorno meldet ebenfalls gute Nachfrage - vor allem zu Anfang vergangener Woche. "Im Laufe der Woche wurde es weniger und hat sich umgekehrt."

Weiter beliebt sind Hamme zufolge Short-ETFs, etwa der Lyxor Euro Stoxx 50 Daily Short (WKN A0MNT8). "Hier wird innerhalb des Tages viel gehandelt, unter dem Strich halten sich Käufe und Verkäufe die Waage."

Bei der Commerzbank überwogen Abflüsse aus DAX- und S&P 500-ETFs und Zuflüsse in Euro Stoxx 50- und MDAX-ETFs. Auch in Schröders Orderbuch war ein Strategie-ETF sehr gefragt, der PowerShares S&P 500 High Dividend Low Volatility (WKN A14RHD), der hohe Dividendenrendite mit niedriger Volatilität kombiniert.

Von spanischen Aktien trennten sich Anleger unterdessen, wie Hamme bemerkt. "Das hängt wohl mit der Unsicherheit nach dem Scheitern der Regierungsbildung zusammen."

Emerging Markets als "Trade of the Decade"?

Schwellenländer-Investments sind wieder gefragter. Salaorno zufolge interessierten sich Investoren vor allem für asiatische und auch speziell indische Aktien sowie brasilianische Papiere. "Es mehren sich die Stimmen, dass die Bewertung von Schwellenländeraktien mittlerweile viel zu niedrig ist." Zu den Bullen gehörten die Fondsgesellschaften BlackRock und Franklin Templeton. Das Beratungsunternehmen Research Affilates, das auch die zur Allianz gehörende Investmentgesellschaft Pimco berät, spricht sogar vom "Trade of the Decade".

"Anleger steigen wieder ein, allerdings nicht im großen Stil", meint Hammes Kollege Stefano Valenti mit Blick auf Schwellenländeraktien. Gesetzt werde etwa auf den iShares MSCI Emerging Markets Asia (WKN A1C1H5) oder den breit aufgestellten iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGWC). Aktien aus Brasilien würden nach der Rallye hingegen durchweg verkauft.

Brasilianische Aktien haben sich in den vergangenen drei Wochen deutlich verteuert, so kletterte der iShares MSCI Brazil (WKN A0HG2M) seit Ende Februar um 28 Prozent nach oben. Der Grund für die plötzliche Hausse in dem problembeladenen Land ist nicht ganz klar, vermutet wird, dass dies mit den Ermittlungen im Korruptionsskandal um den Erdölkonzern Petrobras zusammenhängt, offenbar wird nun auf eine Trendwende für Brasilien gehofft.

Lebenszeichen in Öl- und Gasbranche

Im Handel mit Branchen-ETFs stehen ganz klar Öl- und Gas sowie Banken-ETFs im Mittelpunkt des Interesses. Sowohl der iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930) als auch der Source Euro Stoxx Optimised Banks (WKN A1JFG7) finden sich unter den Top Ten auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage. Dort steht auch der iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas Öl (WKN A0H08M). Das sind ungewöhnliche hohe Plätze für Branchen-Indexfonds. Im Öl- und Gas-Tracker macht sich die Ölpreiserholung bemerkbar: Ein Barrel der Nordseesorte kostet seit dem gestrigen Montag wieder mehr als 40 US-Dollar, Mitte Januar waren es zeitweise weniger als 29 US-Dollar gewesen.

"Öl- und Gas- sowie Grundstoff-ETFs wurden erst noch viel gekauft, dann aber verkauft", erklärt Salaorno. Schröder meldet Abflüsse aus Öl- und Gas- und auch Banken-ETFs. "Das sind wohl Gewinnmitnahmen." Das gilt auch für den ComStage NYSE Arca Gold Bugs (WKN ETF091). Der ETF bildet die Kursentwicklung von Goldproduzenten ab, denen der in diesem Jahr stark gestiegene Goldpreis zugute kommt.

Bei der Unicredit setzen sich die Positionierungen in Banken- und auch Grundstoff-ETFs fort, gekauft wird etwa der iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930), der iShares Stoxx Europe 600 Banks (WKN A0F5UJ), der Lyxor Stoxx Europe 600 Banks (WKN LYX0AP) sowie der iShares Stoxx Europe 600 Basic Resources (WKN A0F5UK) und das Pendant von Lyxor (WKN LYX0AX).

Spekulieren auf Rentenbarometer

Genau beobachtet wird zudem der Euro-Bund-Future, der vergangenen Montag ein neues historisches Hoch erreicht hatte. Bei der Commerzbank setzten Anleger auf den ComStage Commerzbank Bund-Future Short (WKN ETF562), mit dem von einem fallenden Euro-Bund-Future profitiert werden kann. Abgegeben wurden hingegen europäische Staatsanleihen mit Laufzeit von bis zu drei Jahren. Salaorno hat noch Interesse an Schwellenländeranleihen festgestellt. Außerdem würden europäische Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten in Langläufer getauscht.

von: Anna-Maria Borse

© 8. März 2016 - Deutsche Börse AG

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