FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zumindest kleine Schritte nach oben macht der Scale-Index wieder. Einige Aktien bleiben ohnehin echte Erfolgsstorys, etwa die Deutsche Rohstoff AG. Und EQS verspricht so viel Potenzial, dass nun ein großer US-Finanzinvestor einsteigt. Die drei Fragen gehen diesmal an Jonathan Sauppe von beaconsmind.

20. November 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Im Handel mit Scale-Aktien ist die EQS Group (DE0005494165) derzeit das große Thema: US-Finanzinvestor Thomas Bravo will einsteigen. Dafür bietet er 40 Euro je Aktie des auf Pressemitteilungen, Compliance und Investor Relations spezialisierten Unternehmens. "In den vergangenen 23 Jahren hat sich EQS zu einem führenden RegTech-Unternehmen entwickelt, das Softwarelösungen für Tausende von Kunden bereitstellt, darunter alle DAX40-Unternehmen sowie Blue-Chip-Unternehmen weltweit", erläuterte Achim Weick, Gründer und Vorstandschef von EQS. Die Zusammenarbeit mit Thoma Bravo ermögliche es, das nächste Kapitel der Wachstumsgeschichte anzugehen. Vor Bekanntwerden der Offerte kostete die Aktie noch 22 Euro, danach 40 Euro.

Kurserholung nach Schwäche

EQS gehört im Scale-Segment damit zu den Top-Performern auf Zwölfmonatssicht. Außerdem dabei: Pantaflix (DE000A12UPJ7). Der Kurs ist seit November 2022 von 0,93 auf 1,73 Euro gestiegen. Das unter anderem von Schauspieler Matthias Schweighöfer gegründete Unternehmen stellt sich neu auf und will sich wieder auf Filmproduktionen konzentrieren anstelle des Streaming. Ebenfalls gut entwickelt haben sich Vectron Systems (DE000A0KEXC7), die Veganz Group (DE000A3E5ED2) und The Plattform Group (DE000A2QEFA1), vormals Fashionette. Die Aktien kommen auf Kurszuwächse von 63 Prozent, 42 Prozent und 38 Prozent, hatten zuvor allerdings auch stark verloren.

Das Segment als Ganzes leidet weiter unter der allgemeinen Small-Cap-Schwäche. Der Scale All Share liegt am Montagmorgen bei 1.132 Punkten und damit auf dem Niveau des Vormonats. Die Tiefs scheinen aber durchschritten, Ende Oktober war der Index bis auf 1.077 Punkte gefallen.

Deutsche Rohstoff: Etwas unter Allzeithoch

Ein Vorzeigewert - auch längerfristig - ist die Deutsche Rohstoff AG (DE000A0XYG76). Der Kurs kletterte Anfang des Monats auf ein Allzeithoch von 35,80 Euro. Jetzt sind es 32,25 Prozent, der zuletzt wieder gesunkene Ölpreis macht sich bemerkbar. Das Unternehmen, das vor allem in den USA Öl und Gas fördert, hat erneut die Prognose angehoben, Hintergrund ist der Verkauf von Vermögenswerten in Utah. Für das Ebitda stellt Deutsche Rohstoff für dieses Jahr nun 152 bis 162 Millionen Euro in Aussicht, nach bislang 138 bis 148 Millionen Euro. Die Umsatzprognose blieb unverändert.

Mehrere Analysehäuser halten den Kurs für viel zu niedrig: So nennt Alster Research ein Kursziel von 52,50 Euro und rät zum Kauf. Auch First Berlin, Oddo BHF und Kepler Cheuvreux empfehlen den Einstieg und sehen die Aktie bei 50 Euro, 44 Euro beziehungsweise 45 Euro als fair bewertet an.

Gute Zahlen, schlechte Bewertung

Neue Rekorde bei Umsatz und Ebitda in den ersten neun Monaten dieses Jahres meldete auch das Düsseldorfer Unternehmen Cliq Digital (DE000A35JS40), das Abonnement-basierte Streaming-Dienste für Filme, Musik, Hörbücher, Sport und Spiele anbietet. Die Börse zeigt sich aber nicht überzeugt, aktuell kostet die Aktie 17,16 Euro nach 25 Euro zu Jahresanfang. Im Hoch 2021 waren es sogar über 40 Euro.

Laut Analysehaus Montega stimmen die Bewertung sowie der jüngste Kursrückgang allerdings nicht mit den Finanzkennzahlen sowie der operativen Qualität des Unternehmens überein. Montega hält an der Kaufempfehlung fest bei unverändertem Kursziel von 75 Euro - mehr als das Vierfache des aktuellen Kurses.

Helma-Kurs fällt und fällt

Immobilienwerte aus dem Scale-Segment leiden unterdessen unter der Branchenkrise, etwa Noratis (DE000A2E4MK4), Publity (DE0006972508) und EV Digital Invest AG (DE000A3DD6W5). Besonders schlecht sieht es aus für den Massivhausanbieter Helma Eigenheimbau aus Lehrte bei Hannover. Schon 2022 ging ein Zulieferer pleite, nun setzt die allgemeine Immobilienkrise Helma zu. Anfang 2022 hatte die Aktie noch 68 Euro gekostet, aktuell sind es nur noch 3 Euro. Das Nebenwerte-Magazin spricht von einem "Abstieg auf Raten" und dem "Trauerspiel eines ehemaligen Hoffnungsträgers".

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Drei Fragen an .... Jonathan Sauppe, CEO von beaconsmind

Sie haben gerade bekannt gegeben, mit der Übernahme von zwei Unternehmen die strategische Transformation abgeschlossen zu haben. Schaffen Sie die Rückkehr in die Gewinnzone zum Ende des Geschäftsjahres 2023?

Mit dem Abschluss unserer strategischen Transformation, insbesondere durch die Übernahme von T2 Vertrieb und KADSOFT, haben wir unsere Position in den Segmenten Infrastruktur und Software/SaaS (Software as a Service) deutlich gestärkt. Wir erwarten, dass die Integration dieser Unternehmen und die Realisierung von Synergien einen positiven Einfluss auf unsere Finanzen haben werden. Für das Geschäftsjahr 2023 zielen wir auf eine Ebitda-Verbesserung und streben eine Rückkehr in die Gewinnzone im zweiten Halbjahr an.

Ihr Umsatz ist für ein börsennotiertes Unternehmen überschaubar. Wie sind die Umsatzperspektiven für die nächsten Jahre?

Durch unsere jüngsten Akquisitionen und die Expansion in neue Märkte, insbesondere im Nahen Osten, erwarten wir ein signifikantes Umsatzwachstum, konkret im zweistelligen Prozentbereich.

An der Börse lief es zuletzt nicht so gut. Was spricht für Ihre Aktie?

Trotz der aktuellen Herausforderungen am Aktienmarkt ist unsere Aktie attraktiv, unsere neue Strategie wird sich langfristig auch im Aktienkurs zeigen. Die jüngsten Akquisitionen, die Stärkung unserer Infrastruktur und Software-Services sowie unsere Expansion in neue Märkte wie Dubai sind Schlüsselindikatoren für unser langfristiges Wachstumspotenzial. Zudem arbeiten wir konsequent an der Verbesserung unserer digitalen SaaS-Produkte, stellen in Kürze unsere neue Whitelabel-App vor und diversifizieren die gesamte Produktpalette durch strategische Akquisitionen.

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von: Anna-Maria Borse © 20. November 2023, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)