FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Und nochmals sind die Leitzinsen gestiegen, in der Eurozone und den USA. Doch jetzt scheint das Ende des Zinserhöhungszyklus in Sicht. Anleihen solider Emittenten sind weiter gefragt. Nur aus der Immo-Branche kommen erneut schlechte Nachrichten.

28. Juli 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es war die Woche der Notenbanker, große Überraschungen blieben aber aus. Wie erwartet, haben US-Notenbank und EZB ihre Leitzinsen diese Woche um 25 Basispunkte angehoben. In den USA sind nun 5,25 bis 5,5 Prozent erreicht, in der Eurozone 4,25 Prozent.

Für das weitere Vorgehen hielten sich die Notenbanken alle Türen offen. "Es zeichnet sich aber eine Pause im Zinszyklus ab", berichtet Anleihenanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Der Markt preise für die EZB nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent für einen weiteren Zinsschritt im September ein. "Das Ende des Zinserhöhungszyklus rückt in greifbare Nähe", meint auch Ulrike Kastens von der DWS. Nach wie vor bleibe die EZB aber stark datenabhängig. "Unser Meinung nach hängt nun alles von den Wirtschaftswachstums- und Inflationsprojektionen der Zentralbank im September ab."

Renditen hoch, aber keine Spitzenwerte

Im Wochenvergleich sind die Renditen etwas gestiegen: Zehnjährige Bundeanleihen rentierten am Freitagmorgen mit 2,49 Prozent nach 2,45 Prozent vergangenen Freitag. In den USA liegen die Renditen zehnjähriger Treasuries aktuell bei 4 Prozent nach 3,85 Prozent vor einer Woche. Die jüngsten Hochs sind allerdings noch nicht erreicht: Die Bund-Renditen waren Anfang des Jahres auf 2,77 Prozent geklettert, die der Treasuries vergangenen Herbst auf 4,34 Prozent.

"Unternehmensnachrichten wichtiger"

Im Handel mit Unternehmensanleihen spielt das alles keine große Rolle. "Wichtiger sind konkrete Nachrichten zu den Unternehmen", bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Gut an komme weiter die im Juni emittierte Anleihe der Porsche Automobil Holding mit 4,125 Prozent bis 2027 (XS2643320018). Ebenfalls beliebt: die bis 2026 laufende Nullkupon-Anleihe von Nestlé (XS2350621863) mit aktueller Rendite von 3,19 Prozent. "Da sehen wir nur Käufe."

Auch Tim Oechsner von der Steubing AG meldet rege Umsätze für Porsche-Anleihen (XS2643320109, XS2615940215), in diesem Fall mit Kupon von 4,25 Prozent und Fälligkeit 2030 beziehungsweise 4,5 Prozent und Fälligkeit 2028. Einiges um gehe auch in Papieren von Bayer mit 4,625 Prozent bis 2033 (XS2630111719).

Immo-Branche: Erneut Umstrukturierung erbeten

Viel los ist derzeit im Segment der Mittelstandsanleihen. "Wir sehen einiges an Preisbewegungen und Umsatz", berichtet Oechsner. Deutliche Kursverluste verzeichneten Papiere von Paul Tech (DE000A3H2TU8), Photon Energy (DE000A3KWKY4) und Stern Immobilien (DE000A2G8WJ4).

Es ist vor allem der Immobiliensektor, der sich angeschlagen zeigt. Betroffen sind neben Stern auch die Gewerbeimmobilienunternehmen ERWE Immobilien (DE000A255D05) und DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate (DE000A2YPAK1), der Büroimmobilienentwickler Preos Global Office Real Estate & Technology (DE000A254NA6), die auf Wissenschaftsparks spezialisierte ESPG (DE000A2NBY22, DE000A351VD7) und nun auch der Luxusimmobilienentwickler Euroboden (DE000A2YNXQ5, DE000A289EM6). Seit diesem Montag ist offiziell bekannt, dass Euroboden massive Probleme hat und die zwei Anleihen umstrukturieren will. Die Bonds sollen drei Jahre länger laufen, mit Option auf weitere zwei Jahre. Die Verzinsung soll auf jährlich 2,5 Prozent fallen, zudem sollen die neuen Zinsen erst am Ende der Laufzeit fällig werden.

Andere Unternehmen in Sippenhaft

Unter Druck geraten sind laut Daniel im Zuge dessen auch Anleihen von Immobilienunternehmen, die noch nicht mit schlechten Nachrichten von sich reden machten: FCR Immobilien (DE000A2TSB16), fällig im April 2024, und DIC Asset (DE000A2NBZG9), fällig am 2. Oktober dieses Jahres. "Es herrscht Unsicherheit darüber, ob die Unternehmen das Geld zurückzahlen können", erklärt Daniel mit Blick auf die aktuellen Renditen von 15 Prozent und 11,56 Prozent.

von: Anna-Maria Borse, 28. Juli 2023 © Deutsche Börse AG

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