FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Das Sentiment für Kryptowährungen hat sich in den vergangenen Wochen spürbar zum Positiven hin verändert. Verantwortlich dafür sind vor allem der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock und ein US-amerikanisches Bundesgericht.

20. Juli 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wie stark einzelne Kryptowährungen immer noch auf Nachrichten reagieren können, hat sich am vergangenen Donnerstag gezeigt. Da kam es bei Ripple (XRP), der nach Marktkapitalisierung mittlerweile viertgrößten Kryptowährung, innerhalb weniger Stunden fast zu einer Kursverdoppelung. Zuvor hatte ein Richter in den USA festgestellt, dass Ripple beim Handel auf öffentlichen Kryptobörsen nicht als klassisches Wertpapier im Sinne der US-Rechtsprechung einzustufen sei. Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hatte das zuletzt ganz anders bewertet. Die Nachricht führte auch hierzulande zu erhöhten Umsätzen. "Vergangene Woche konnten wir einen deutlichen Anstieg des Handelsvolumens beobachten. XRP war am 13. Juli die meistgehandelte Kryptowährung", berichtet Nils von Schoenaich-Carolath vom Bankhaus Scheich.

BlackRock und der Bitcoin-ETF

Schon Mitte Juni war es beim Bitcoin zu einem deutlichen Kursanstieg und dem Sprung auf den höchsten Stand seit Mai 2022 gekommen. Hier beflügelten positive Aussagen von Larry Fink. Der Chef von BlackRock adelte den Bitcoin als "internationalen Vermögenswert", nachdem er vor einigen Jahren noch von einem "Index für Geldwäsche" gesprochen hatte. Nun aber hat der weltgrößte Vermögensverwalter bei der US-Börsenaufsicht den Antrag gestellt, einen börsennotierten Bitcoin-ETF auflegen zu dürfen. Mehrere US-Vermögensverwalter wie etwa Invesco und WisdomTree folgten diesem Beispiel.

Gold als Vorbild?

Bis Februar 2024 muss die SEC nun entscheiden, ob sie diese Vorhaben erneut ablehnt oder sich doch umstimmen lässt. "Man geht davon aus, dass diese Antragsrunde größere Erfolgschancen hat, da mit den großen Börsen Überwachungsvereinbarungen getroffen wurden", zeigt sich Benjamin Dean von WisdomTree zuversichtlich. Jan Altmann von der etc group hält sogar eine schnellen Entscheidung für möglich: "Angesichts der überwältigenden Bedeutung von BlackRock im US-amerikanischen Fondssystem, mit einer 575:1-Bilanz bei der Genehmigung von ETFs durch die Aufsichtsbehörde, vermuten viele, dass die Genehmigung sogar noch in diesem Jahr erfolgen könnte."

Die Vorfreude darauf lässt sich in folgenden Zahlen ablesen: In den 14 Tagen nach BlackRocks ETF-Anmeldung vom 15. Juni stieg der Bitcoin-Preis um rund 18 Prozent auf 30.627 Dollar, rund 218 Millionen US-Dollar flossen in bestehende Bitcoin-Fonds und -ETFs. Altmann hält im Falle eines positiven SEC-Entscheids einen ähnlichen Impuls wie nach der Einführung der ersten Gold-ETPs im Jahr 2004 für möglich: "Genau wie auch Gold könnte Bitcoin zu einer Standard-Portfoliobeimischung für viele Vermögensverwalter werden. Für den Bitcoin-Kurs ein durchaus vielversprechendes Szenario."

Höhere Zuflüsse als im Gesamtjahr 2022

Das Interesse an Bitcoin & Co. nimmt also wieder zu. Nach aktuellen Zahlen des Krypto-ETP-Anbieters CoinShares verzeichneten Produkte auf Kryptowährungen in den letzten vier Wochen weltweit sogar Zuflüsse von 742 Mio. Dollar. Die Handelsvolumina für Anlageprodukte stiegen in der vergangenen Woche auf 2,3 Mrd. Dollar, was deutlich über dem Jahresdurchschnitt von 1,4 Mrd. Dollar lag. Besonders nachgefragt waren Produkte auf den Bitcoin, während es bei Ether zuletzt sogar zu Abflüssen kam. In Europa wurden im Juni bei Krypto-Produkten Zuflüsse in Höhe von 144 Mio. Dollar verzeichnet, wie WisdomTree errechnet hat. "Das sind mehr Zuflüsse in einem einzigen Monat als im gesamten Jahr 2022. Da waren es netto nur 99 Mio. Dollar" konstatiert Dean.

Über 50 Prozent mehr Zertifikate-Orders

Von einem deutlichen Nachfragezuwachs bei Zertifikaten auf Krypto-Basiswerte berichtet David Hartmann vom Bankhaus Vontobel: "Gemessen an der Anzahl der ausgeführten Orders wuchs der Handel in Krypto-Zertifikaten um 51 Prozent, wobei diese Steigerung fast ausschließlich auf den Basiswert Bitcoin zurückzuführen ist." 87 Prozent der ausgeführten Geschäfte erfolgten demnach in Produkten, bei denen der Anleger von steigenden Kursen des Basiswertes profitiert. Besonders beliebt waren dabei die Open End Partizipationszertifikate auf Bitcoin (DE000VQ63TC1) und Ether (DE000VQ552V2).

von: Thomas Koch, 20. Juli 2023 © Deutsche Börse AG

Über den Autor

Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.

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