FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Trotz Sommerloch ziehen ETFs weiter, vor allem klassische Aktien-Tracker, doch ebenso Technologie- und Geldmarkt-Produkte. Eine echte Innovation sind erste ETFs mit Laufzeitbegrenzung.
23. August 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Ferienzeit und die fehlenden Impulse sorgen derzeit für einen extrem ruhigen ETF-Handel. "Es überwiegen aber weiter die Käufe", meldet Frank Mohr von der Sociéte Générale. Auch Fabian Wörndl von Lang & Schwarz berichtet von einem anhaltenden Kaufüberhang.
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ETF sind im Anleger-Mainstream angekommen. Im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds bestechen Indexfonds durch niedrige Kosten, oft durch Diversifikation und häufig auch durch eine gute Performance. Aber nicht immer. In manchen Märkten sind ETFs gut, in anderen nicht. Worauf es ankommt, erklärt uns ETF-Insider Ali Masarwah.
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Die Sorgen um China und speziell die Immobilienbranche dort lasten derzeit auf den Märkten, ebenso die Unsicherheit um das weitere Vorgehen der US-Notenbank. Am Dienstagmorgen legt der DAX zwar leicht zu auf 15.754 Punkte, bleibt aber deutlich unter dem Ende Juli markierten neuen Allzeithoch von 16.524 Zählern. In den USA sieht es ähnlich aus.
Aktienrückkäufer und Demografie-Profiteure
Im Handel mit Aktien-ETFs sind Wörndl zufolge vor allem S&P 500- und MSCI World-Tracker gefragt. Laut Mohr weisen ETFs mit Zugang zu US-Aktien die höchsten Umsätze auf. "Hier halten sich Zu- und Abflüsse allerdings die Waage." Überwiegend Käufe sieht er für globale, europäische (LU1681042609) und deutsche Aktien (DE0005933931).
Im Handel mit Branchen-ETFs dominieren Mohr zufolge Technologie-, Gesundheits- und Energie-ETFs - mit mehr Käufen als Verkäufen. Sehr beliebt sind zum Beispiel der Lyxor Stoxx Europe 600 Healthcare (LU1834986900) und der Invesco Morningstar US Energy Infrastructure (IE00B94ZB998).
Auch gesucht: der Invesco Global Buyback Achievers (IE00BLSNMW37). Der ermöglicht ein Investment in Aktien internationaler Unternehmen, die Aktienrückkaufprogramme durchführen. Seit Jahresanfang steht ein im Marktvergleich wenig beeindruckendes Kursplus von 9,7 Prozent zu Buche, auf Dreijahressicht sind es allerdings satte 33 Prozent im Jahr. Daneben steht der iShares Ageing Population (IE00BYZK4669) auf den Einkaufslisten, ein Themen-ETF. Mit dem lässt sich auf Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen setzen, die vom Megatrend der alternden Bevölkerung profitieren. Es geht also nicht nur um Pharma- und Gesundheitsunternehmen, sondern etwa auch um Finanzdienstleister, denen die Entwicklung zugute kommen könnte.
Geldmarkt-Tracker: Höhere Zinsen überzeugen
Im Handel mit Renten-ETFs sind den Händlern zufolge unverändert Geldmarkt- und geldmarktnahe Produkte gefragt, etwa der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap (LU0290358497) und der Lyxor Euro Overnight Return (FR0010510800).
Viel um geht weiter in Gas- (IE00BLRPRG98, IE00B76BRD76) und auch wieder zunehmend in Gold-ETCs, wie Wörndl außerdem feststellt. Bei den Gold-ETCs sind es vor allem Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) und der iShares Physical Gold (IE00B4ND3602), die gut ankommen.
Auch der Handel mit Krypto-ETNs hat sich belebt. Tendenziell gekauft werden bei Lang & Schwarz Bitcoin- (DE000A27Z304) und Ethereum-Tracker sowie Krypto-Körbe (DE000A3GWEU3). Bei Ripple-ETNs würden hingegen beide Seiten gespielt. Vergangene Woche hatte Elon Musk für heftige Kursverluste bei den Krypto-Währungen gesorgt: Sein Unternehmen SpaceX trennte sich von den gesamtem Bitcoin-Beständen.
Novum: ETFs mit fester Laufzeit
Seit dem 10. August gibt es übrigens erstmals in Europa ETFs mit fester Laufzeit. Die insgesamt sechs Anleihen-ETFs von iShares ("iBonds-ETFs") bieten Zugang zu festverzinslichen, nachhaltigen Unternehmensanleihen mit Investment Grade-Rating. Diese laufen im selben Kalenderjahr aus wie der ETF fällig ist, das ist je nach Produkt 2026 oder 2028. Dadurch ergibt sich ein Instrument, das die Vorteile von Anleihen und ETFs vereint: klare Laufzeit, (mehr oder weniger) klare Zinseinnahmen, Rückzahlung zu 100 Prozent, Diversifikation, leichte Handelbarkeit und Einstieg mit kleinen Summen. Im Angebot sind auf Euro und US-Dollar lautende Varianten, mal ausschüttend, mal thesaurierend.
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Die neuartigen ETFs kommen gut an: "Bin bei ‚innovativen‘ Finanzprodukten skeptisch, aber #iBonds von #iShares sind eine gute Idee", schreibt etwa Investmentexperte Christian W. Röhl auf X, ehemals Twitter. "Dasselbe Profil wie bei einer einzelnen Anleihe: Klar definierte und sukzessive abnehmende Duration, für die Laufzeit (weitgehend) planbare Zinseinnahmen - aber eben diversifiziert, zum fairen ‚Verpackungspreis‘ von 0,12 Prozent im Jahr."
Die Einschätzung von justETF ist etwas differenzierter: Die Produkte seien etwas für fortgeschrittenere ETF-Fans. "Passive Anleger und all diejenigen, die keine Lust haben, sich um die selbstständige Wiederanlage zu kümmern, sind mit konventionellen Anleihen-ETFs besser bedient." Denn hier sorge der ETF-Betreiber automatisch für die Reallokation der im ETF enthaltenen Papiere. Dennoch: "Das iBonds-Konzept von iShares ist vielleicht keine Revolution, die alle anderen Anleihen-ETFs obsolet mache, aber auf jeden Fall eine tolle Evolution und nützliche Ergänzung zu bisherigen Anleihe-ETFs."
von: Anna-Maria Borse, 23. August 2023, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
