FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Im ersten Halbjahr konnte es für Aktien-ETFs kaum besser laufen, egal, ob Welt-, US- oder europäische Aktien. Besonders gut entwickelten sich Technologie-ETFs. Da machen viele jetzt Kasse.

4. Juli 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach kräftigen Kursgewinnen für die meisten Aktien-Indexfonds im ersten Halbjahr herrscht derzeit Zurückhaltung im ETF-Handel, dabei ist die Kursdelle der vergangenen Woche längst wieder wettgemacht. "Der Umsatz lag unter dem der Vorwoche", berichtet Holger Heinrich von der Baader Bank. "Und obwohl die Aktienindizes durch die Bank weg deutlich zulegen konnten, hatten wir nur rund 20 Prozent mehr Käufe als Verkäufe." Am Dienstagmittag steht der DAX bei 16.066 Punkten nach 15.800 Zählern vor einer Woche. Aktuell fehlen allerdings die Impulse: Wegen des Unabhängigkeitstags in den USA am heutigen Dienstag und dem schon am gestrigen Montag verkürzten Handel geht es derzeit ruhig zu an den Börsen.

Fabian Wörndl von Lang & Schwarz meldet überwiegend Käufe für die großen ETFs auf europäische oder US-amerikanische Indizes. "Der Investitionsschwerpunkt hat sich wieder Richtung USA verlagert", berichtet Holger Heinrich. Im Blickpunkt stünden die breiten Indizes, gekauft würden etwa der iShares S&P 500 ESG EUR Hedged (IE000CR7DJI8) und der iShares MSCI USA ESG Screened (IE00BFNM3G45). Ebenfalls gesucht seien Value-Aktien, konkret mit dem Ossiam Shiller Barclays CAPE US Sector Value (LU1079841273).

Auch bei den globalen Indexfonds ist der Zuspruch für ESG- und SRI-Produkte (IE00BF2B0N83) groß, wie Heinrich ergänzt, ebenso gefragt seien aber auch der Standard. "Das Interesse an europäischen Aktien hat im Vergleich zur Vorwoche etwas nachgelassen", erklärt der Händler außerdem. Auch hier seien ESG-Varianten beliebt, beispielsweise der BNP Paribas Easy MSCI Europe ESG Filtered (LU1291099718) und der Amundi Index MSCI Europe SRI PAB (LU2059756598).

Schwellenländeraktien: Kleine Erholung

Mehr Interesse sieht Wörndl aktuell für die lange im Schatten stehenden Emerging Markets-Tracker, etwa den iShares Core MSCI EM IMI (IE00BKM4GZ66) und den iShares Asia Pacific Dividend (IE00B14X4T88). Ebenfalls auf den Einkaufslisten: türkische (IE00B1FZS574) und brasilianische Aktien (IE00B0M63516). "Wir sehen vermehrt Zuflüsse." Die Emerging Markets konnten zuletzt zwar etwas zulegen, hinken den Industrieländern aber immer noch hinterher. Während der S&P 500 und auch der DAX im ersten Halbjahr auf ein Plus von rund 16 Prozent kamen, waren es beim MSCI Emerging Markets nur gut 3 Prozent.

"Portfolios mit Schwellenländeraktien robuster"

Laut UBS lassen sich Portfolios mit Emerging Markets- und China-A-Aktien-ETFs robuster diverzifizieren. Analysen der Bank zufolge hätte in den vergangenen 25 Jahren ein reines Investment in den MSCI EM höhere Renditen gebracht als ein Investment in den MSCI World, allerdings bei viel höherer Volatilität. Die niedrigste Volatilität hätte sich bei einer Portfolioaufteilung von 70 Prozent MSCI World und 30 Prozent MSCI EM ergeben. "Seiner wichtigen Rolle in der Weltwirtschaft zum Trotz ist China in globalen Indizes meist unterrepräsentiert", erklärt Dag Rodewald, Leiter UBS ETF Deutschland & Österreich, in seinem aktuellen Kommentar. So habe 2021 der Anteil Chinas am globalen BIP 18,1 Prozent betragen, das Land sei aber nur mit 3,6 Prozent im MSCI ACWI vertreten, dem globalen Industrie- und Schwellenländerindex. "China-A-Aktien, sogenannte Inlandsaktien, stellen einen Großteil des chinesischen Aktienmarkts dar und sollten in keiner Allokation fehlen."

Tech-Aktien mit satten Halbjahresgewinnen

Was Branchen-ETFs angeht, hatten Technologie-ETFs im ersten Halbjahr einen echten Lauf. Der Nasdaq 100 kam auf knapp 39 Prozent - das war beste erste Halbjahr seiner Geschichte. Nun trennen sich einige Anleger*innen von ihren Positionen, wie Wörndl von Lang & Schwarz beobachtet. Verkauft werde etwa der iShares S&P 500 Information Technology Sector (IE00B3WJKG14). "Das dürften Gewinnmitnahmen sein."

Krypto-ETNs: Bitcoin wieder über 30.000 Dollar

Im Handel mit Krypto-ETNs ist der Bitcoin-Anstieg über 30.000 US-Dollar spürbar. "Wir sehen wieder mehr Geschäft, aber in beide Richtungen", erklärt Wörndl. Die meisten Umsätze meldet er für den ETC Group Physical Bitcoin (DE000A27Z304). Hintergrund für den jüngsten Kursanstieg war die Meldung, dass BlackRock in den USA einen Antrag für einen sogenannten Spot-Bitcoin-ETF bei der US-Börsenaufsicht gestellt hat. Doch die Anträge wurden abgewiesen, wie das "Wall Street Journal" nun meldet. "Hier hat sich das nicht ausgewirkt", bemerkt Wörndl. Am Dienstagmorgen wird der Bitcoin knapp unter 31.000 US-Dollar gehandelt.

von: Anna-Maria Borse, 4. Juli 2023, © Deutsche Börse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)