FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der jüngste Kursrutsch scheint beendet, aus der Welt sind die Belastungsfaktoren aber nicht: Dazu gehören die hohen Zinsen und die harte Haltung der US-Börsenaufsicht gegenüber Coins.

24. August 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kryptowährungen sind weiter nichts für schwache Nerven. Nach dem verlustreichen Jahr 2022 und hohen Kursgewinnen im ersten Halbjahr 2023 geriet der Bitcoin vergangene Woche erneut kräftig unter Druck. Hintergrund war die Meldung, dass Elon Musks Weltraumunternehmen SpaceX die gesamten Bitcoin-Bestände im Wert von 373 Millionen US-Dollar verkauft hat. Der Bitcoin-Kurs - Mitte Juli noch bei knapp 32.000 - fiel unter 26.000 US-Dollar. Aktuell sind es 26.463. Seit Jahresanfang ergibt das zwar immer noch ein Plus von 59 Prozent, dass Allzeithoch von Ende 2021 bei über 60.000 US-Dollar ist aber weit entfernt.

Einziger Grund für den jüngsten Preisrücksetzer war die Meldung aber nicht: "Die Mittelabflüsse aus digitalen Anlageprodukten sind wohl eine Reaktion auf die jüngsten Medienberichte, wonach keine Entscheidung der US-Börsenaufsichtsbehörde über die Zulassung eines US-amerikanischen ETF auf Spot-Basis unmittelbar bevorsteht", erklärt James Butterfill von CoinShares, einem auf digitale Anlageprodukte spezialisierten Asset Manager. Zudem liege das Handelsvolumen weit unter dem Durchschnitt, was wohl in erster Linie auf saisonale Effekte zurückzuführen sei. "Das macht die Kurse anfällig."

Die großen Vermögensverwalter BlackRock und Invesco sowie ETF-Anbieter WisdomTree hatten bei der US-Börsenaufsicht SEC Anträge auf einen börsennotierten Bitcoin-Spot-ETF gestellt. Die Entscheidungen stehen noch aus, bislang hat die SEC ähnliche Anträge aber abgelehnt. Zudem ist die SEC für ihre Skepsis gegenüber der Branche bekannt, sie hat Kryptobörsenbetreiber wie Coinbase und Binance verklagt.

Spielverderber hohe Zinsen

Nicht zuletzt setzen auch die hohen Zinsen Kryptowährungen zu. "Es ist und bleibt die Sorge, dass das Zinsniveau in den Vereinigten Staaten länger hoch bleiben könnte als bislang eingepreist", bemerkt Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. "Das geht zusehends zulasten von zinslosen Risikoanlageklassen." Die Renditen von US-Staatsanleihen sind so hoch wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Etwa rentierten zehnjährige Treasuries kürzlich mit 4,35 Prozent, das ist soviel wie zuletzt während der Finanzkrise 2006/2007.

Auch die anderen Krypto-Währungen zeigen sich schwächer. Bitcoin-Rivale Ethereum kostet aktuell nur noch 1.544 US-Dollar, Ripple 0,48 US-Dollar.

Zuflüsse, aber auf niedrigem Niveau

Das Bitcoin-Handelsvolumen lag in den vergangenen beiden Monaten eher niedrig, wie Benjamin Dean vom Emittenten WisdomTree meldet. "Die Kombination von niedriger Volatilität und niedrigem Handelsvolumen schaffte das Umfeld für die dann folgenden heftigen Ausschläge", erklärt er. Bitcoin- und Ethereum-ETNs verzeichneten Dean zufolge im Juli in Europa zwar Nettozuflüsse, allerdings niedrigere als im Juni. Seit Jahresanfang stehen Nettozuflüsse in physisch besicherte Bitcoin-ETNs Höhe von 269 Millionen US-Dollar sowie Abflüsse aus synthetischen Bitcoin-ETNs in Höhe von 35 Millionen US-Dollar.

Laut Fabian Wörndl von Lang & Schwarz sind die Umsätze mit Krypto-ETNs zuletzt wieder gestiegen. Vor allem Käufe sieht er für den ETC Group Physical Bitcoin (DE000A27Z304), den 21Shares Ethereum Staking (CH0454664027) und Krypto-Körbe wie den VanEck Crypto Leaders (DE000A3GWEU3) und den WisdomTree Physical Crypto Altcoins (GB00BMTP1519). Käufe und Verkäufe gleichermaßen gab es Wörndl zufolge beim 21Shares Ripple (CH0454664043). Der MarketVector Crypto Leaders bietet Zugang zu den größten und liquidesten Kryptowährungen, der WisdomTree Physical Crypto Altcoins schließt Bitcoin und Ethereum explizit aus.

"Kaum Handel mit kleineren Währungen"

"Bei uns ist es eher ruhig", meldet Ivo Orlemann von der ICF Bank. "Zu viele haben sich die Finger verbrannt." Bei der ICF konzentriert sich der Handel auf Bitcoin- und Ethereum-Tracker von VanEck und WisdomTree. "Handel mit kleineren Währungen sehen wir quasi nie."

Auf Kursrückgänge wird allerdings auch nicht gesetzt: "Short-Bitcoin verzeichnete die 17. Woche infolge Abflüsse", berichtet Butterfill von CoinShares. Auf fallende Kurse setzen lässt sich beispielsweise mit dem 21Shares Short Bitcoin (CH0514065058) und dem 21Shares Short Ethereum (CH1210548884).

Meist gehandelter Krypto-ETN auf Xetra war im Juli abermals der ETC Group Physical Bitcoin, gefolgt vom VanEck Bitcoin (DE000A28M8D0), CoinShares Physical Bitcoin (GB00BLD4ZL17) und 21Shares Bitcoin (CH0454664001). Umsatzstärkste ETNs auf andere Kryptowährungen waren der 21Shares Solana Staking (CH1114873776) und der VanEck Ethereum (DE000A3GPSP7). Alle auf Xetra handelbaren Krypto-ETNs sind physisch besichert und notieren im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse. Sie werden außerdem von der Eurex Clearing AG als zentralem Kontrahenten (CCP) der Gruppe Deutsche Börse zentral gecleart.

von: Anna-Maria Borse, 24. August 2023 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)