Frankfurt (Reuters) - Pläne für Steuererhöhungen in den USA und maue Bilanzen haben die Stimmung an Europas Börsen getrübt.

Der Dax verlor am Freitag 0,3 Prozent auf 15.279 Punkte, der EuroStoxx50 notierte knapp im Minus. Damit verzeichneten beide den ersten Wochenverlust seit knapp zwei Monaten. An der Wall Street gingen die Börsen bis zum Handelsschluss in Europa auf Erholungskurs.

Insidern zufolge will US-Präsident Joe Biden die Kapitalertragssteuer für Superreiche in Amerika auf rund 40 Prozent verdoppeln. Die Chance, dass dies auch so verabschiedet werde, sei allerdings verschwindend gering, gab Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets zu bedenken. Schließlich verfügten Bidens Demokraten in den beiden Kammern des Kongresses nur über hauchdünne Mehrheiten. "In der Realität werden die Steuersätze zwar steigen, aber nicht so stark wie angekündigt."

KRYPTOWÄHRUNGEN AUF TALFAHRT

Drastischer als am Aktienmarkt fiel die Kursreaktion bei den Kryptowährungen aus. Bitcoin fiel in der Spitze um acht Prozent auf 47.460 Dollar. "Dies könnte der Beginn einer größeren Korrektur sein", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.

Die zweitwichtigste Cyber-Devise Ethereum brach sogar um mehr als zwölf Prozent auf 2108 Dollar ein, nachdem sie am Donnerstag ein Rekordhoch von 2645,75 Dollar erreicht hatte. Hier handele es sich größtenteils um Gewinnmitnahmen, sagte Chris Weston, Chef-Analyst des Brokerhauses Pepperstone. Seit Jahresbeginn hat Ethereum knapp 230 Prozent zugelegt, fast vier Mal so stark wie Bitcoin. Aktien kamen im gleichen Zeitraum weltweit im Schnitt nur auf knapp fünf Prozent Kursplus. An der Wall Street gerieten am Freitag auch Aktien aus dem Kryptosektor wie Riot Blockchain und Marathon Digital unter Druck. "Ich bin der festen Überzeugung, dass die Regulierung und Besteuerung von Industrieländern die Achillesferse der Kryptomärkte bleibt", sagte Jeffrey Halley, Marktanalyst beim Handelshaus Oanda.

Am Devisenmarkt griffen Anleger beim russischen Rubel zu, nachdem die Zentralbank im Kampf gegen die anhaltend hohe Inflation ihre Leitzinsen erneut anhob. Die Devise erklomm ein Ein-Monats-Hoch, der Dollar verlor im Gegenzug auf 74,76 Rubel. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Finanzinstitute mit Geld wurde auf 5,0 Prozent von bislang 4,5 Prozent heraufgesetzt. Russlands Zentralbank hat damit in diesem Jahr die Zinsen bereits zwei Mal erhöht.

REMY COINTREAU ENTTÄUSCHEN

In Paris büßten die Papiere von Remy Cointreau 1,1 Prozent ein, obwohl der Spirituosen-Hersteller seinen Umsatz steigerte. Positive Nachrichten seien in den Kursen bereits enthalten, erläuterte Analyst Edward Mundy von der Investmentbank Jefferies. Er bevorzuge daher die günstiger bewerteten Aktien von Konkurrenten wie Diageo.

Bayer gaben rund zwei Prozent nach. Bayer-Chef Werner Baumann blickt zuversichtlich auf die Ergebnisse für das erste Quartal, das Gesamtjahr bezeichnete er in der vorab veröffentlichten Rede zur virtuellen Hauptversammlung am 27. April aber als ein "Jahr des Übergangs."