Nürnberg (Reuters) - Die neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ab Montag werden nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) den Arbeitsmarkt belasten, die Erholung aber nicht abwürgen.

"Es wird zu einem Einbruch am Arbeitsmarkt führen, aber nicht zu einem Zusammenbruch", sagte BA-Chef Detlef Scheele, der am Donnerstag in Nürnberg die Oktober-Zahlen vorlegte. Die Betriebsschließungen ab dem 2. November seien auf Gastronomie und den Freizeitbereich beschränkt. Schulen und Kitas wie auch der Einzelhandel blieben geöffnet. Dies sei kein Lockdown. Die BA hoffe, im Dezember an die positive Entwicklung im Oktober anknüpfen zu können. In diesem Monat sanken Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit laut BA kräftig. "Ein positiver Ausblick, der hoffentlich den November irgendwie überlebt", sagte Scheele.

Der Rückgang der registrierten Arbeitslosenzahl fiel im Oktober mit einer Abnahme um 87.000 auf 2,76 Millionen größer aus als in den Vorjahren im Zuge des üblichen Herbstaufschwungs. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 6,0 Prozent. Allerdings zeigen sich die Spuren der ersten Corona-Welle vom Frühjahr noch deutlich, da die Arbeitslosenzahl um 556.000 über dem Vorjahreswert liegt. Auch die Kurzarbeit ging weiter zurück auf 2,58 Millionen im August. Seit dem Höchststand von sechs Millionen Kurzarbeitern im April sank die Zahl in jedem Monat.

SCHEELE: KURZARBEIT HAT SICH BEWÄHRT

Als positiv vermerkte die BA, dass Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit gemeinsam zurückgehen. "Wir sehen keinen Wechsel von Kurzarbeit in Arbeitslosigkeit", sagte Scheele. Kurzarbeit habe sich als Überbrückungssystem in der Krise bewährt.

Sorgen bereitet der Behörde der Ausblick auf die Ausbildung. Für das im September beendete Vermittlungsjahr zieht die BA zwar eine positive Bilanz. "Es hat keinen Jahrgang Corona gegeben", sagte Scheele. Rechnerisch habe es mehr betriebliche Lehrstellenangebote gegeben als gemeldete Bewerber, wenngleich Stellenangebot und Bewerberzahl zurückgegangen seien. Schlechter sehe es aber für das nun angelaufene Ausbildungsjahr 2020/21 aus. Die Lehrstellenangebote der Betriebe kämen nur zögerlich. Es gebe aber keinen Grund, jetzt nicht auszubilden. Die Experten gingen davon aus, dass das Arbeitskräfteangebot in Deutschland um 100.000 zurückgehe. Fachkräftebedarf bleibe daher ein Thema: "Wer jetzt nicht ausbildet, guckt irgendwann in die Röhre."

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) forderte, das in der Corona-Krise ins Leben gerufene Bundesprogramm "Ausbildungsplätze sichern" nachzujustieren. Dieses sieht unter anderem eine Ausbildungsprämie für Betriebe vor, die aber im Februar 2021 ausläuft. Scheele sagte, es gebe bereits Gespräche über eine Fortführung wie auch über Änderungen am Programm.