Der Zinssatz steige um einen halben Punkt von 0,85 auf 1,35 Prozent, wie die Reserve Bank of Australia (RBA) am Dienstag mitteilte. Seit Mai stieg der Zins damit um 1,25 Punkte - das ist die schnellste Serie von Erhöhungen seit 1994. Und ein baldiges Ende ist noch nicht in Sicht. "Der Vorstand geht davon aus, dass in den kommenden Monaten weitere Schritte zur Normalisierung der monetären Bedingungen in Australien unternommen werden", signalisierte Zentralbankchef Philip Lowe weitere Anhebungen.

Lowe zeigte sich zuversichtlich, dass die Konjunktur durch das teurer werdende Geld nicht abgewürgt wird. Die Arbeitslosenquote liege mit 3,9 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahrzehnten, während die Zahl der freien Stellen einen historischen Höchststand erreicht habe. Auch die Konsumnachfrage der privaten Haushalte hat sich gut gehalten. Das wird zu einem darauf zurückgeführt, dass die Privathaushalte während in der Corona-Pandemie zusätzlichen Ersparnissen von umgerechnet etwa 171 Milliarden Euro angehäuft haben, da etwa Ausgehen und Reisen nur eingeschränkt möglich war.

Allerdings dürften die höheren Kreditkosten zwangsläufig die Kaufkraft schmälern. Die Australier sitzen auf Hypothekenschulden in Höhe von zwei Billionen Australischen Dollar (rund 1,3 Billionen Euro), während die Immobilienwerte nach einem Rekordjahr 2021 zu sinken beginnen. Die bisherigen Zinserhöhungen werden die Rückzahlungen für eine durchschnittliche Hypothek von 620.000 Dollar um rund 400 Dollar pro Monat erhöhen.

Hinzu kommen höhere Kosten für Energie, Benzin, Gesundheit und Lebensmittel. Die schweren Überschwemmungen der vergangenen Tage im Osten des Landes dürften die Preise für Gemüse und Obst weiter in die Höhe treiben. "Es war zu erwarten, dass die Zinsen steigen", sagte Finanzminister Jim Chalmers.

Im zweiten Quartal dürfte die Inflationsrate auf mindestens sechs Prozent gestiegen sein - ein Niveau, das seit der Einführung der Umsatzsteuer im Jahr 2000 nicht mehr erreicht wurde. Dies ist ein Grund dafür, dass die Finanzmärkte mit einer weiteren Anhebung um einen halben Punkt im August rechnen und am Jahresende einen Leitzins von mindestens 3,0 Prozent einpreisen. Höhere Zinsen können die Nachfrage und damit den Preisauftrieb dämpfen.

(Bericht von Wayne Cole, geschrieben von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)