SEOUL (dpa-AFX) - Die politische Krise in Südkorea bietet nach Einschätzung der deutschen Außenhandelskammer Korea (AHK) auch Chancen für positive Veränderungen und Reformen. "Korea durchläuft derzeit eine wichtige Transformationsphase", sagte AHK-Geschäftsführerin Barbara Zollmann am Dienstag bei der Vorstellung einer neuen Umfrage zur Stimmung unter deutschen Firmen, die in dem ostasiatischen Land tätig sind.

Zollmann ging auf die Korruptionsaffäre um eine Vertraute der vorläufig entmachteten Präsidentin Park Geun Hye ein. "Die friedlichen Demonstrationen vieler junger Menschen verdeutlichen, wie wichtig der koreanischen Gesellschaft Transparenz und Fairness sind, und die Politik muss darauf eine Antwort bieten", sagte sie mit Blick auf die Proteste der vergangenen Wochen. Millionen von Südkoreanern hatten dabei den Rücktritt der konservativen Staatschefin gefordert, gegen die derzeit ein Amtsenthebungsverfahren läuft.

Die Krise biete auch Anlass zu Optimismus, sagte der stellvertretende AHK-Vorsitzende Andreas Schäfer. Viele Menschen forderten eine gute Regierungsführung. Man sollte dabei aber auch nicht die Professionalität der koreanischen Unternehmen und der Verwaltung unterschätzen. Dass das Land ohne Führung sei, heiße nicht, "dass Südkorea nicht mehr funktioniert".

Die Stimmungsumfrage, an der sich zum Ende des vergangenen Jahres 53 Firmen beteiligten, war noch vor dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Park durchgeführt worden. Demnach hoffen die Unternehmen im Jahr 2017 auf durchgreifende Reformen. Nur sechs Prozent der befragten Betriebe sehen die unter der Regierung von Park erreichten Reformen als ausreichend an. Sie kritisierten insbesondere die "intransparente Durchsetzung von Vorschriften und die Benachteiligung ausländischer Unternehmen", heißt es in der Erklärung der Kammer.

Nach Angaben der AHK hatte Südkorea 2015 erstmals Japan als zweitwichtigsten Absatzmarkt für deutsche Firmen in Asien nach China überholt. Deutschland ist seit Jahren für Südkorea der wichtigste europäische Handelspartner. Gefragt sind besonders deutsche Autos, Maschinen und Anlagen, Energie- und Umwelttechnik, Gesundheitsprodukte sowie Nahrungs- und Genussmittel.

Die Ergebnisse der AHK decken sich in etwa mit einer erweiterten Umfrage unter 131 in Südkorea tätigen europäischen Unternehmen, einschließlich der deutschen Firmen. Danach deuteten 60 Prozent der Befragten an, dass das Geschäftsumfeld schwieriger geworden sei. Die Untersuchung wurde von der Europäischen Handelskammer in Korea (ECCK) in Zusammenarbeit mit einzelnen Kammern der Länder sowie den Unternehmensberatern von Roland Berger durchgeführt./dg/DP/stw