Von Andreas Plecko

FRANKFURT (Dow Jones)--Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität ist auch während der Corona-Pandemie gestiegen. In den Jahren 2020 und 2021, die stark von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie geprägt waren, lag die Arbeitsproduktivität je Stunde höher als im jeweiligen Vorjahr, mit Zuwächsen von 0,4 Prozent (2020) und 1,1 Prozent (2021), wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ergab sich ein Anstieg um 1,5 Prozent. Im ersten Quartal 2022 ist die Arbeitsproduktivität um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Bei der Arbeitsproduktivität gab es jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftsbereichen, da sich die zugrundeliegende preisbereinigte Bruttowertschöpfung (Output) und die geleisteten Arbeitsstunden der Erwerbstätigen (Input) in den Branchen unterschiedlich entwickelten.

Produktionseinbrüche durch die Pandemie und in deren Folge auch Materialengpässe haben in vielen Bereichen zu einer sinkenden Zahl der Arbeitsstunden geführt. So hat sich im Jahr 2020 im verarbeitenden Gewerbe der Arbeitsinput um 6,2 Prozent reduziert. Der Anteil an Kurzarbeitenden erreichte im Mai 2020 seinen historischen Höchststand von 29,2 Prozent.

Im Fahrzeugbau war sogar mehr als die Hälfte der Belegschaft in Kurzarbeit. Der Rückgang der Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe war mit 10,0 Prozent jedoch noch stärker. Dadurch sank die Arbeitsproduktivität im Jahr 2020 um 4,1 Prozent. Ursache hierfür könnte sein, dass der Arbeitsinput nicht unmittelbar und in vollem Umfang an den Produktionsumfang angepasst wurde.

Im Jahr 2021 blieb die konjunkturelle Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe trotz starker Nachfrage gebremst. Dies lag vor allem an der eingeschränkten Versorgung mit wichtigen Vorprodukten wie Halbleitern und an Störungen der internationalen Lieferketten. Da die Produktion deutlich stärker wuchs als die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, nahm die Arbeitsproduktivität um 3,3 Prozent zu. Gegenüber dem Jahr 2019, vor der Corona-Pandemie, war die Produktivität 2021 noch um 0,8 Prozent niedriger.

Im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe war das Baugewerbe zunächst kaum von der Corona-Pandemie betroffen. Die Arbeitsproduktivität nahm 2020 deutlich um 6,1 Prozent zu. Im Folgejahr war mit einem Minus von 4,6 Prozent jedoch ein ähnlich starker Verlust an Produktivität zu verzeichnen. Der Grund hierfür ist, dass einerseits die preisbereinigte Bruttowertschöpfung um 1,7 Prozent zurückging. Andererseits nahm die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden um 3,1 Prozent zu, unter anderem durch vermehrte Überstunden und verringerte Kurzarbeit.

Ähnlich wie im verarbeitenden Gewerbe ging die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in den Dienstleistungsbereichen im ersten Corona-Jahr 2020 stark zurück, und zwar um 4,9 Prozent. Grund hierfür waren vor allem die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. Da die Wirtschaftsleistung über alle Dienstleistungsbereiche hinweg mit 4,0 Prozent etwas schwächer zurückging als das Arbeitsvolumen, ergab sich im Jahr 2020 ein rechnerischer Anstieg der Arbeitsproduktivität um 1,0 Prozent. Im Jahr 2021 erhöhte sich die Arbeitsproduktivität im Servicebereich nochmals um 0,9 Prozent.

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July 07, 2022 03:26 ET (07:26 GMT)