PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die jüngste Rally an den europäischen Börsen hat am Montag leichte Gewinnmitnahmen nach sich gezogen. Vor wichtigen Inflationsdaten aus den USA, Japan und Europa in dieser Woche sind die Anleger wieder etwas vorsichtiger.

Die Luft sei dünn geworden, Rückschläge könnten folgen, warnen einige Börsianer angesichts der unermüdlichen Rekordläufe vieler Indizes weltweit. Der 93-jährige Starinvestor Warren Buffett mahnte in seinem jährlichen Börsenbrief zudem vor "zu schnell wachsenden Unternehmen". Er habe bei den Anlegern wieder einmal Angst und Gier als zwei unvermeidliche "superansteckende Krankheiten" diagnostiziert, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets.

Der EuroStoxx 50 gab um 0,17 Prozent auf 4864,29 Punkte nach. Am Freitag hatte der Leitindex der Euroregion sein höchstes Niveau seit dem Jahr 2000 ausgebaut und im Wochenverlauf einen Gewinn von etwas mehr als 2 Prozent eingeheimst.

Der französische Cac 40, der am Freitag ein Rekordhoch erreicht hatte, verlor nun 0,46 Prozent auf 7929,82 Punkte. Der britische FTSE 100 sank um 0,29 Prozent auf 7684,30 Zähler.

Unter den Branchen in Europa gab es nur zwei Gewinner, wobei die aktuell im Zuge des Megatrends Künstliche Intelligenz stark gefragten Technologieaktien vorne waren. Der Rohstoffsektor war das Schlusslicht, am zweitschwächsten beendeten Aktien aus der Versorgerbranche den Tag.

SAP als bester Wert im EuroStoxx stiegen um knapp zwei Prozent auf 173 Euro. Der Softwarekonzern hatte von einer positiven Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley profitiert. Analyst Adam Wood erhöhte das Kursziel für die Aktien auf 187 Euro. Die Margenziele von SAP für 2025 seien zwar ambitioniert, doch gebe es ausreichend Spielraum für Verbesserungen.

Die Aktien von PostNL sackten nach dem Ausblick des niederländischen Logistikkonzerns auf das neue Jahr um 4,7 Prozent ab. Die detaillierten Zahlen zum vierten Quartal seien zwar keine Überraschung mehr gewesen, dafür aber die Prognose für das operative Jahresergebnis 2024, hieß es am Markt. Diese liege deutlich unter der durchschnittlichen Analystenschätzung.

Darüber hinaus bewegten Umstufungen: Das Analysehaus Jefferies hatte seine Kaufempfehlung für die Papiere von Nel gestrichen und das Kursziel von 20,00 auf 5,50 norwegische Kronen gekappt. Analyst Constantin Hesse sieht für die Wasserstoffbranche in Europa allgemein Herausforderungen durch das wirtschaftliche Umfeld. Zudem belasteten die mangelhafte Vorhersagbarkeit staatlicher Regulierungsmaßnahmen und künftiger Nachfrageentwicklungen. Das habe immer wieder zu Verzögerungen bei endgültigen Investitionsentscheidungen geführt.

Bei Nel im Besonderen erschwere der zunehmende Wettbewerb im Bereich Elektrolyse eine Prognose der Auftragsentwicklung, fuhr Hesse fort. Zusammen mit den Investitionsnotwendigkeiten steige damit das Risiko einer weiteren Kapitalerhöhung. Die Aktien, die bereits am Freitag um sechs Prozent eingebrochen waren, büßten nun zwei Prozent ein.

Nestle gaben um gut ein Prozent nach. Hier hatte das Investmenthaus Stifel die Anteilscheine nicht mehr zum Kauf empfohlen. Der Ausblick des Nahrungsmittelherstellers sei zurückhaltend und die höheren Zinsen schränkten den Spielraum für Übernahmen und Aktienrückkäufe ein, schrieb Analyst Pascal Boll./la/he