PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas zuletzt erholte Börsen haben am Montag einen Rückschlag erlitten. Der EuroStoxx 50 weitete seine Anfangsverluste aus und schloss 1,14 Prozent tiefer mit 4245,88 Punkten. Er kam damit weiter von seinem höchsten Stand seit Ende August zurück, den er am Freitag zwischenzeitlich erreicht hatte.

Für den französischen Cac 40 ging es zu Wochenbeginn um 1,39 Prozent auf 7276,14 Zähler bergab. Der britische FTSE 100 hielt sich mit einem Minus von 0,76 Prozent auf 7652,94 Zähler klar besser.

Weiter steigende Ölpreise verstärkten die Angst, dass nach der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) die US-Notenbank Fed die Zinsen zumindest für längere Zeit auf dem aktuell hohen Niveau belassen könnte. Den EZB-Entscheid am Donnerstag hatten die Anleger allerdings positiv aufgenommen, da die Währungshüter der Eurozone gleichzeitig ein mögliches Ende der Zinserhöhungsspirale signalisiert hatten. An diesem Mittwoch entscheidet die Fed über ihre weitere Geldpolitik.

Laut Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets ist so gut wie sicher, "dass die (US-)Leitzinsen am Mittwochabend immer noch da liegen, wo sie heute sind". Doch Fed-Chef Jerome Powell dürfte mit Blick auf die Zukunft sehr vorsichtig kommunizieren und klare Aussagen vermeiden. Denn die Fed brauche noch mehr Zeit, um die aktuellen Auswirkungen der bisherigen Zinserhöhungen einschätzen zu können. "Die große Frage ist nicht, ob sie noch einmal die Zinsen erhöhen wird, sondern wie lange die Zinsen dort bleiben, wo sie jetzt sind." Die Markterwartungen von vier Zinssenkungen um je 0,25 Prozentpunkte im kommenden Jahr seien etwas zu optimistisch, so der Experte weiter.

Im europäischen Branchentableau verzeichnete allein der Index der Telekommunikationsunternehmen ein Plus, das zudem denkbar knapp ausfiel. Vergleichsweise gut hielt sich auch der Index der ebenfalls als defensiv geltende Lebensmittel- und Getränkehersteller.

Auch der zuletzt haussierende Ölwerte-Index zählte mit minus 0,6 Prozent noch zu den Besten im Branchentableau. Die Preise für ein Barrel der Sorten Brent und WTI erreichten jeweils ein Hoch seit November 2022. Bisher sehe er bei der beeindruckenden Ölpreisrally keine Ermüdungssignale, kommentierte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda.

Angesichts der wieder zunehmenden Sorge, dass die Ölpreise die Inflation anheizen und den Druck auf die Notenbanken erhöhen könnten, kamen Aktien aus der Immobilienbranche wieder unter Druck. Ihr Index büßte als größter Verlierer 2,6 Prozent ein.

Aktien der Societe Generale gehörten mit minus zwölf Prozent zu den großen Verlierern im schwachen Bankensektor. Mit Enttäuschung reagierten die Anleger auf einen Strategieplan des Instituts, das die Ertragsentwicklung für seinen Kosten- und Kapitalfokus opfert. Laut JPMorgan-Analystin Delphine Lee wird es einige Zeit brauchen, bis der Markt Kostenfortschritte wertschätzen werde.

Für die Titel von Prosus ging es um 2,1 Prozent bergab. Bei der niederländischen Internet-Beteiligungsholding sowie ihrem Mutterkonzern Naspers gibt es einen Führungswechsel. Der Doppel-Konzernchef Bob van Dijk räumt bereits an diesem Montag seinen Posten, ohne dass Angaben zu den Gründen gemacht wurden. Ervin Tu, der aktuell den Bereich Investitionen in der Gruppe verantwortet, soll laut Mitteilung übergangsweise übernehmen.

Eine ähnliche Nachricht sorgte bei den Aktien des Pharma- und Chemiekonzerns Lonza für einen Kursrutsch von 14,7 Prozent. Hier überraschte der abrupte Abgang von Konzernchef Pierre-Alain Ruffieux per Ende September. Vorübergehend übernimmt Verwaltungsratspräsident Albert Baehny auch die operative Leitung./gl/jha/