PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der neuerliche Ölpreisverfall hat den Anlegern weltweit die aufkeimende Zuversicht wieder genommen. Am Dienstag drückte die Risikoscheu der Anleger den Eurostoxx 50 um 1,27 Prozent auf 2963,77 Punkte.

Zuvor hatte bereits die Wall Street eine schwache Vorgabe geliefert. Zudem ließ ein erneuter Kurseinbruch an Chinas Festlandbörse Erinnerungen an den rabenschwarzen Jahresstart aufkommen. Der Pariser CAC-40-Index sank zuletzt um 1,42 Prozent auf 4250,20 Zähler und der Londoner FTSE-100 verlor 1,28 Prozent auf 5801,64 Punkte.

Die Hürde von 3000 Punkte hatte der Eurostoxx erst vor dem Wochenende dank der Aussichten auf neues Billiggeld der Europäischen Zentralbank (EZB) und einer Erholung der Ölpreise zurückerobert. Doch der Aufschwung beim "schwarzen Gold" erwies sich als kurze Episode. Zuletzt fielen die Preise für die wichtigsten Rohölsorten wieder unter die Marke von 30 US-Dollar. Die Achterbahnfahrt der Ölpreise resultiert aus einem Überangebot am Markt und schürt gleichzeitig die Sorgen um die Weltwirtschaft.

Auch der Optimismus, der sich in der vergangenen Woche nach den Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi verbreitet habe, scheine sich im Eiltempo wieder zu verflüchtigen, kommentierte Markus Huber vom Broker City of London Markets. Am Markt gebe es inzwischen massive Zweifel daran, ob irgendeine Maßnahmen der europäischen Währungshüter das Wachstum ankurbeln und gegen deflationäre Tendenzen erfolgreich sein könne.

Draghi hatte am vergangenen Donnerstag weitere geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank in Aussicht gestellt, die im März geprüft werden sollten. Dies hatte er am Vorabend bei einer Veranstaltung in Frankfurt nochmals unterstrichen.

Der Abwärtsdruck beim Öl ließ am europäischen Aktienmarkt erneut die Öl- und Gaswerte innerhalb der Branchenwertung des Stoxx 600 am schlechtesten aussehen. Der entsprechende Subindex verlor zuletzt 2,10 Prozent und ist damit zurück auf dem Stand von Frühjahr 2003.

Unter den Einzelwerten im Eurostoxx setzten sich Philips Electronics nach Quartalszahlen mit einem Kursplus von knapp 6 Prozent an die Index-Spitze. Analysten und Anleger überzeugte vor allem, dass sich der im Umbau befindliche niederländische Elektronikkonzern operativ besser geschlagen hat als gedacht - wenngleich das Schlussquartal wegen Pensionsverpflichtungen mit einem Verlust endete.

Easyjet-Papiere sanken hingegen nach dem Zwischenbericht zum ersten Geschäftsquartal um rund 1,5 Prozent. Ein Branchenexperte sprach von einem durchwachsenen Jahresviertel für den Billigflieger./tav/ag