PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienbörsen haben am Dienstag dank guter Vorgaben aus Asien ihre jüngste Talfahrt zunächst gestoppt. Nach dem neuerlichen Einbruch der vergangenen drei Handelstage kletterte der EuroStoxx 50 bis zum späten Vormittag um 1,78 Prozent auf 2987,65 Punkte. Börsianer verwiesen auch auf eine leichte Stabilisierung der Ölpreise, deren Turbulenzen die Märkte zuletzt belastet hatten.

Chinas Festlandbörse hatte zuvor mit deutlichen Gewinnen erneut schwachen Konjunkturnachrichten getrotzt. Die Volkswirtschaft des Landes war zwar im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr gewachsen. Da die Daten aber mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen gelegen hätten, habe dies für deutliche Kursgewinne ausgereicht, sagten Börsianer. Zudem werde nun auf neue Maßnahmen spekuliert, um das Wachstum zu befeuern.

Auch die Börsen in Frankreich und Großbritannien reagierten mit Kursgewinnen. Der Pariser CAC-40-Index zog um 2,09 Prozent auf 4277,27 Zähler an. Der Londoner FTSE-100 kletterte um 1,50 Prozent auf 5866,70 Punkte. Am Vortag war der britische Leitindex noch auf den niedrigsten Stand seit November 2012 abgerutscht. In Großbritannien standen Daten zum Preisauftrieb im Fokus, nachdem zuletzt schwächere Wirtschaftsdaten aus dem Land zunehmend Sorgen bereitet hatten. Den Angaben zufolge waren die Verbraucherpreise im Dezember wieder etwas stärker gestiegen.

In Europa verzeichneten am Dienstagvormittag sämtliche Branchen innerhalb des Stoxx 600 Gewinne. Am deutlichsten ging es für die Rohstoffproduzenten aufwärts. Ihr Branchenindex zog um 4,5 Prozent an. China ist ein großer Rohstoffverbraucher, weshalb die Hoffnung auf zusätzliche Wachstumsimpulse auch auf die Produzenten abfärbt. Gewinne gab es auch bei den Banken , die am Vortag wegen Sorgen um ihre Quartalsbilanzen arg gebeutelt worden waren. Mit durchschnittlich 0,88 Prozent Aufschlag standen sie im Branchenvergleich aber erneut an letzter Stelle.

Papiere der Credit Agricole verteuerten sich um überdurchschnitlliche knapp 5 Prozent. Die Bank prüft eine Neuordnung ihrer Beteiligungen an den Regionalbanken, um finanziell flexibel zu werden. Zudem soll der automatische Garantiemechanismus für diese Institute aufgelöst werden. Die Nachricht kam am Markt gut an, denn den Aktionären winkt bei einem erfolgreichen Abschluss eine höhere reguläre Dividende sowie eine Sonderzahlung.

Den Eurostoxx 50 führten Unilever mit einem Kursaufschlag von nahezu 3,5 Prozent an. Damit honorierten Anleger die gute Entwicklung beim Konsumgüterhersteller. Unilever hatte im vergangenen Jahr trotz der wirtschaftlichen Abkühlung in Schwellenländern mehr Umsatz erwirtschaftet.

Papiere von Renault konnten sich nur kurzfristig erholen, nachdem bekannt geworden war, dass der Autobauer im Verfahren wegen Abgasnormen einen Rückruf für 15 000 Fahrzeuge plant. Zuletzt ging es für die Papiere um knapp 2 Prozent weiter abwärts. Nachdem französische Ermittler in der vergangenen Woche Büros des Autobauers durchsucht haben, liegt die Aktie für 2016 inzwischen mit gut 20 Prozent im Minus./tav/ag