Brüssel (Reuters) - Lufthansa-Chef Carsten Spohr und andere Airline-Manager haben angesichts kartellrechtlicher Bedenken der EU-Kommission für Fusionen in der Luftfahrt geworben.

Spohr sagte am Mittwoch, alle Politiker in Berlin, Rom oder Brüssel, mit denen er spreche, hätten begriffen, wie wichtig eine gute Anbindung Italiens im Luftverkehr für die Wirtschaft des Landes sei. "Und die Lufthansa-ITA Kooperation ist darauf die Antwort", ergänzte er bei einer Branchenkonferenz in Brüssel. Trotz der erwarteten Bedenken der EU-Wettbewerbshüter zu dem vereinbarten Einstieg der Lufthansa bei der staatlichen italienischen ITA Airways sei er optimistisch und wolle den Kauf so bald wie möglich abschließen.

Die Lufthansa will zunächst 41 Prozent von ITA kaufen, mit der Perspektive einer vollständigen Übernahme. Die EU-Wettbewerbsaufsicht hatte Ende Januar eine vertiefte Prüfung eingeleitet. Sie hat Bedenken wegen möglicher Beschränkungen des Wettbewerbs durch die Fusion. Der Zusammenschluss kann nur vollzogen werden, wenn die EU grünes Licht gibt. In Kürze wird von der Behörde eine Mitteilung über weitere Beschwerdepunkte erwartet, die die Airlines mit Zugeständnissen an Konkurrenten aus der Welt schaffen können. Für eine Entscheidung hat die EU-Kommission noch Zeit bis zum 6. Juni.

Auf Eis liegt die Fusionsprüfung bei der vom britisch-spanischen Luftfahrtkonzern IAG angestrebten Übernahme der spanischen Air Europa. Es ist schon der zweite Anlauf des Mutterkonzerns von British Airways und Iberia, die Airline zu kaufen. Ein erster Versuch war am Widerstand der EU-Kommission gescheitert. IAG-Chef Luis Gallego warnte bei der Konferenz des Verbandes "Airlines for Europe" (A4E): "Wenn wir eine Konsolidierung in Europa nicht erlauben, werden wir Airlines in Europa zerstören."

RYANAIR-CHEF FÜR FUSIONEN

Schützenhilfe erhielten sie von Ryanair-Chef Michael O'Leary. Der Billigflieger aus Irland hat sich starkes Wachstum aus eigener Kraft vorgenommen und verfolgt keine Übernahmepläne. Grundsätzlich hält O'Leary die Expansion der konkurrierenden Airline-Verbünde aber für richtig und geht davon aus, dass langfristig - einschließlich Ryanair - nur eine Handvoll von Fluggesellschaften in Europa übrig bleibt. Die vor der Privatisierung stehende portugiesische Airline TAP habe eine sicherere Zukunft als Teil eines Konzerns.

An die Adresse der EU-Kommission sagte O'Leary: "Machen Sie voran und genehmigen Sie diese Fusionen, denn letztendlich ist das der Weg nach vorne in Europa." Mehr Konsolidierung sei notwendig, damit die europäische Luftfahrt wettbewerbsfähig bleibe.

Als künftiger Übernahmekandidat präsentierte sich Air Baltic. Die Fluggesellschaft aus Lettland will Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres an die Börse gehen. "Wenn wir groß genug sind, könnte es durchaus Sinn machen, Teil einer Gruppe zu sein", sagte Airline-Chef Martin Gauss der Nachrichtenagentur Reuters. Der deutsche Luftfahrtmanager ergänzte, das könne der Fall sein, wenn sich die Flotte von derzeit 50 bis Anfang der 2030er Jahre auf 100 Flugzeuge verdoppelt habe. Die Integration der Schweizer Swiss in die Lufthansa-Gruppe oder der spanischen Iberia in die IAG seien Beispiele für Fusionen, die Wachstum ermöglicht hätten. "Das ist eine Geschichte, die mir wirklich gefällt ... Ich wäre gerne die Swiss oder Iberia."

(Geschrieben von Ilona Wissenbach; Redigiert von Alexander Hübner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

- von Joanna Plucinska