MÜNCHEN (awp international) - Die Stimmung deutscher Unternehmen hat sich im Juni kräftig von ihrem drastischen Einbruch in der Corona-Krise erholt. Das Ifo-Geschäftsklima stieg gegenüber dem Vormonat um 6,5 Punkte auf 86,2 Zähler, wie das Ifo-Institut am Mittwoch in München mitteilte. Dies sei der stärkste jemals gemessene Anstieg, erklärte das Institut. Analysten hatten zwar mit einem Zuwachs gerechnet, diesen allerdings mit 85,0 Punkten im Schnitt etwas schwächer erwartet.

Es ist der zweite Anstieg des wichtigen Konjunkturindikators in Folge, nachdem er im März und April krisenbedingt drastisch eingebrochen war. Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Lage im Juni etwas besser, während die Zukunftsaussichten wesentlich besser beurteilt wurden. "Die deutsche Wirtschaft sieht Licht am Ende des Tunnels", betonte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das Geschäftsklima stieg in allen betrachteten Bereichen an, also in der Industrie, unter Dienstleistern, im Handel und am Bau.

Die Umfrageergebnisse des Ifo-Instituts decken sich im Wesentlichen mit den am Vortag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes des britischen Instituts IHS Markit. Auch dort kam es zu einer deutlichen Stimmungsaufhellung. Harte Daten aus der Realwirtschaft, also etwa Produktionsdaten, liegen für aktuelle Monate noch nicht vor. Der positive Trend der Stimmungsindikatoren konnte also noch nicht bestätigt werden.

Bankökonomen kommentierten die Resultate vorsichtig. Zwar sei das Schlimmste der Corona-Krise überstanden, sagte Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen. Von einer Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität könne allerdings noch nicht gesprochen werden.

Ähnlich sieht es die Landesbank Baden-Württemberg: "Das Tief war im zweiten Quartal, ab dem dritten Quartal dürfte es mit den Wirtschaftsdaten kräftig aufwärts gehen", erklärte Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Für die Wirtschaftsleistung der Vor-Corona-Zeit dürfte es aber so schnell nicht reichen, denn es gebe noch Teilbereiche in der Wirtschaft, in denen keine Lockerung in Sicht sei. Zudem bestehe das Risiko einer zweiten Infektionswelle./bgf/jsl/fba