- von Alexander Hübner

Der Münchner Bremsenkonzern teilte Investoren am Montagabend mit, seine Aktien kosteten voraussichtlich zwischen 78 und 80 Euro. Damit könnte Knorr-Bremse-Eigentümer Heinz Hermann Thiele mit der Emission maximal 3,87 Milliarden Euro einnehmen. Das Traditionsunternehmen dürfte damit der zweitgrößte Börsengang des Jahres in Deutschland werden. Die Siemens-Medizintechnik-Tochter Healthineers hatte 4,2 Milliarden Euro erlöst. Der Online-Möbelhändler Westwing, der seinen Sitz in der gleichen Straße in München hat wie Knorr-Bremse, setzte den Preis für seine Aktien auf 26 Euro fest.

Westwing feiert am Dienstag sein Debüt an der Frankfurter Börse. Beide Unternehmen hatten sich angesichts der starken Nachfrage und der wackligen Aktienmärkte mit den Börsengängen beeilt und die Zeichnungsfrist verkürzt. Knorr-Bremse schließt die Bücher bereits am Mittwoch, einen Tag früher als geplant. Die Erstnotiz ist für Freitag geplant. "Die Märkte sind im Moment etwas nervös", begründete ein beteiligter Banker die Eile. Die Kandidaten verzichteten deshalb auf weniger wichtige Anleger, statt in letzter Minute ein Risiko einzugehen.

"NICHT GERADE EIN SCHNÄPPCHEN"

Knorr-Bremse wird in der verengten Spanne mit 12,6 bis 12,9 Milliarden Euro bewertet. Mit 72 bis 87 Euro hatte der Konzern die Spanne zunächst ungewöhnlich breit angesetzt. Der Manager eines großen institutionellen Investors aus Deutschland sagte zu Reuters: "Knorr-Bremse ist in der Preisspanne nicht gerade ein Schnäppchen." Der Weltmarktführer bei Lkw- und Zug-Bremsen gelte aber als Qualitätsunternehmen, das verlässlich seine Margen erwirtschafte. Bis zu 30 Prozent von Knorr-Bremse sollen nach dem Börsengang im Streubesitz sein.

Westwing nimmt mit seinem Börsengang 132 Millionen Euro ein. "Mit den zusätzlichen Mitteln werden wir unseren Wachstumskurs fortsetzen", sagte Vorstandschef und Mitgründer Stefan Smalla. Das Aushängeschild des Unternehmens ist die zweite Gründerin, die ehemalige "Elle"-Redakteurin Delia Fischer. Für die sieben Jahre alte Westwing ist es schon der zweite Anlauf an die Börse - der erste war vor drei Jahren schnell abgebrochen worden. "Heute wollen die Investoren schon einen klaren Pfad sehen, auf dem junge Firmen profitabel werden können", sagte ein Investor.

Die Preisspanne lag ursprünglich bei 23 bis 29 Euro, doch hatte das Unternehmen schon signalisiert, dass der Preis bei mindestens 26 Euro liegen werde. Damit kommt Westwing auf einen Börsenwert von 518 Millionen Euro. Größter Aktionär ist der Startup-Investor Rocket Internet, der seinen Anteil von 30 auf knapp 23 Prozent abschmelzen lässt. 25 Prozent der Aktien sollen im Streubesitz sein.