MÜNCHEN (dpa-AFX) - Ein Scheitern der Fusion von Linde und Praxair zum weltweit größten Industriegasehersteller wäre für Aktionärsschützer keine Katastrophe. "Linde ist gesund und profitabel und kann auch ohne Praxair leben. Das wäre also kein Fiasko", sagte Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), am Montag. Allerdings würde es bei dem Münchner Dax-Konzern zu einer Führungskrise kommen.

Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle ist die treibende Kraft hinter der Fusion, die er gegen den Widerstand von Betriebsräten und Gewerkschaften in Deutschland vorantreibt. "Bei Reitzle fände ich es schwierig, wenn er bei einem Scheitern weitermachen würde", sagte Bergdolt der Deutschen Presseagentur. Den 68-jährigen Manager Aldo Belloni hatte Reitzle nur deshalb aus der Rente zurückgeholt und zum Vorstandschef gemacht, um die Fusion in trockene Tücher zu bringen.

Die Frist für eine Fusion läuft Ende Oktober aus - aber die US-Kartellbehörde hat für eine Genehmigung jetzt überraschend weitere Verkäufe von Unternehmensteilen gefordert. "Das ist dramatisch", sagte Bergdolt. Strategisch sei der Zusammenschluss weiterhin richtig, Linde und Praxair ergänzten sich gut. Aber bei weiteren Verkäufen "stellt sich schon die Frage, ob das Ganze dann noch Sinn macht". Linde und Praxair sollten versuchen, ihren Zusammenschluss zu retten. "Aber man darf die Fusion auch nicht um jeden Preis durchziehen, nur weil man sie angekündigt hat", sagte Bergdolt./rol/DP/tos