AMSTERDAM (awp international) - Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus sieht sich bei der Übernahme von Bombardiers Mittelstreckenjet "C-Serie" schneller am Ziel als gedacht. Der Deal dürfte bis Mitte des Jahres vollzogen werden, sagte Airbus-Chef Tom Enders bei der Hauptversammlung des Konzerns am Mittwoch in Amsterdam. Der Genehmigungsprozess komme viel schneller voran als erwartet. Bei Bekanntgabe des Deals im Oktober hatte Airbus einen Abschluss für die zweite Jahreshälfte 2018 in Aussicht gestellt.

Airbus will die Mehrheit an der Baureihe übernehmen, deren teure Entwicklung den kanadischen Bombardier-Konzern in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatte.

Der Schritt ist wegen eines Handelsstreits in Nordamerika politisch delikat. Denn die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte Strafzölle von 300 Prozent auf bestimmte Bombardier-Flugzeuge angeordnet, nachdem sich der US-Rivale Boeing über angeblich staatlich subventionierte Schleuderpreise beschwert hatte. Die zuständige US-Behörde schmetterte die Zölle allerdings im Januar ab. Airbus will den Bombardier-Flieger auch in seinem US-Werk in Mobile (Alabama) bauen.

Mit der C-Serie erweitert Airbus seine Produktpalette im Bereich der kleineren Passagierjets, ohne selbst Geld in die Entwicklung neuer Flugzeuge investieren zu müssen. Die grösste Version des Bombardier-Jets bietet Platz für rund 160 Passagiere - und ist damit etwa so gross wie der kleinste Airbus-Flieger A319, der sich auch in der Neuauflage A319neo kaum noch verkauft. Deren grössere Schwestern A320neo und A321neo sind hingegen die grössten Verkaufsschlager des Konzerns.

Bei der gesamten A320neo-Modellfamilie steckt Airbus in der Zwickmühle zwischen immenser Nachfrage und anhaltender Triebwerksprobleme. Der Konzern diskutiere darüber, die Produktionsraten für die A320neo-Jets und deren Vorgängerin A320 auf 70 oder noch mehr Maschinen pro Monat anzuheben, sagte Enders und bekräftigte damit eine Aussage vom Februar. Die Probleme der Triebwerkshersteller dürften die Produktion aber weiterhin hemmen. 2018 werde in diesem Punkt wahrscheinlich noch schwieriger als 2017, bekannte er.

Weil die Triebwerksbauer mit technischen Problemen kämpften, waren sie schon 2017 mit den Auslieferungen in Verzug geraten. Dadurch konnte Airbus viele Jets erst kurz vor Jahresende ausliefern. Dies werde wohl auch 2018 der Fall sein, sagte Enders. Negativschlagzeilen machte vor allem der US-Triebwerkshersteller Pratt & Whitney. Für einige Jets gab es wegen drohender Ausfälle sogar ein Flugverbot. Auch beim Konkurrenztriebwerk von CFM, einem Gemeinschaftsunternehmen von General Electric und dem französischen Safran-Konzern , gebe es Probleme, sagte Enders.

Mit dem möglichen Produktionsausbau auf 70 Jets pro Monat geht Airbus deutlich über die bisher genannten 60 Maschinen hinaus, die ab Mitte 2019 pro Monat geplant sind. Die Triebwerksbauer wehrten sich bereits dagegen. "Es wäre verrückt, das heute zu tun, da wir immer noch dabei sind, die Produktion hochzufahren", sagte Safran-Chef Philippe Petitcolin im Februar. Vor 2021 sei eine Rate von 70 Maschinen pro Monat nicht machbar. Die Pratt-&-Whitney-Mutter United Technologies bezeichnete eine solche Ausweitung als "wirklich schwierig"./stw/sku/fba