"Wir haben unser Geschäft erfolgreich stabilisiert", sagte der 49-Jährige bei der Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt. "Wir wollen unsere Marktposition nicht mehr nur verteidigen. Wir wollen sie wieder ausbauen, wir greifen an." Vor Steuern soll 2020 wieder ein Gewinn stehen. Den Beweis, dass der im Sommer eingeschlagene Weg der Richtige ist, muss Sewings Mannschaft aber noch erbringen. Die niedrigen Zinsen und der harte Wettbewerb machen dem größten deutschen Geldhaus im Kerngeschäft nach wie vor zu schaffen.

Unter dem Strich - also nach Abzug von Zinszahlungen für Nachranganleihen - fuhren die Frankfurter im vergangenen Jahr einen Verlust von 5,7 Milliarden Euro ein. Es war der fünfte Jahresverlust in Folge. Seit 2015 häuften die Frankfurter damit Verluste von 15 Milliarden Euro an. Der Umbau, dem weltweit 18.000 Jobs zum Opfer fallen, kostet mehr als sieben Milliarden Euro. 70 Prozent davon packte der Vorstand in die Bilanz des vergangenen Jahres. 4100 Stellen fielen bereits weg.

Trotz der Umbaukosten stieg die harte Kernkapitalquote im vierten Quartal auf 13,6 Prozent. Eine bei Anlegern gefürchtete Kapitalerhöhung brauche die Bank daher nicht, machte Finanzchef James von Moltke deutlich. "Es ist unser unbedingtes Ziel, den Aufwand für den Umbau aus eigenen Mitteln zu bestreiten - und das schnell, um die damit verbundenen Kosten hinter uns zu lassen." Auch die Finanzziele bekräftigte der Vorstand. Das kam an der Börse gut an - die Aktien kletterten um 3,4 Prozent auf 8,24 Euro und waren zeitweise einziger Gewinner im Dax.

Die Bank könne sich nun auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, sagte Portfoliomanager Andreas Thomae von der Fondsgesellschaft Deka, die an der Deutschen Bank beteiligt ist. Rechtsanwalt Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DWS sieht ebenfalls Fortschritte: "Die Deutsche Bank ist noch lange nicht über den Berg. Aber wenn sich die leicht positive Tendenz fortsetzt, bin ich vorsichtig optimistisch." Positiv werteten Analysten auch die verbesserte Kapitalausstattung.

ERTRÄGE GEHEN ZURÜCK

Vollständig konnte das Management die Skepsis bei Börsianern aber nicht ausräumen, denn die Erträge gingen konzernweit im vierten Quartal um vier Prozent auf 5,35 Milliarden Euro zurück. Vor allem im Geschäft mit Firmen- und Privatkunden lief es nicht rund. Die Erträge gingen jeweils um rund fünf Prozent zurück, vor Steuern machten beide Sparten Verluste. "Die Bank muss in ihrem Kerngeschäft deutlich besser werden, damit am Markt die Zuversicht steigt", erklärte Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JP Morgan. Der Vorstand rechnet nach wie vor mit Gesamterträgen von 24,5 Milliarden Euro bis 2022. Analysten erwarten im Schnitt jedoch zwei Milliarden weniger.

Ein Lichtblick war dagegen das Kapitalmarktgeschäft, hier legten die Erträge im Schlussquartal um 13 Prozent zu. Zuwächse erzielte die Bank im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren. Besonders das Geschäft mit Zinsen und Schwellenländer-Anleihen habe sich im vierten Quartal erholt. Allerdings hatten Rivalen wie die US-Banken JP Morgan und Goldman Sachs in dem Geschäft teilweise noch stärker zugelegt.

Auch die Vermögensverwaltung machte Fortschritte. Die Fondstochter DWS, an der die Deutsche Bank knapp 80 Prozent hält, steigerte ihren Gewinn und sammelte mehr Geld von Kunden ein. "Wir haben eine substanzielle Trendwende vollzogen, alle unsere Ziele erreicht und das Unternehmen zurück auf Erfolgskurs gebracht", sagte DWS-Chef Asoka Wöhrmann.

BONI FÜR DEN VORSTAND HALBIERT

Trotz der Milliardenverluste zahlen sich Sewing und seine Vorstandskollegen für 2019 Boni von insgesamt 13 Millionen Euro aus. Für 2018 hatten sie noch doppelt so viel bekommen. Sewing wehrte sich gegen Rufe nach einem kompletten Bonusverzicht. "Wir müssen attraktiv bleiben für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die überlegen zur Deutschen Bank zu kommen." Das gelte auch für den Vorstand. Das Management habe alle seine Ziele erreicht und hätte auf Basis des Vergütungssystems einen Anspruch auf seine volle variable Vergütung gehabt.

Wie groß die Einschnitte für die rund 87.600 Mitarbeiter sind, wollte Sewing nicht sagen. Die variable Vergütung für 2019 werde geringer als 2018 sein, aber wettbewerbsfähig, sagte er lediglich. Aktionäre gehen voraussichtlich leer aus - eine Dividende will die Bank für 2019 nach früheren Angaben nicht zahlen.