LONDON (dpa-AFX) - Der Ölpreisverfall und die deutlich niedrigeren Gaspreise haben beim britischen Ölkonzern BP den Gewinn drastisch dezimiert. Im vierten Quartal verdiente BP nach eigenen Angaben vom Dienstag vor Sonderposten nur noch 196 Millionen US-Dollar und damit so wenig wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Im Vorjahr hatte BP an gleicher Stelle noch 2,2 Milliarden Dollar Gewinn ausgewiesen.

Die Reaktion der Börse fiel deutlich aus. Die Aktie rutschte am Vormittag um fast 7 Prozent ins Minus. Die Marktteilnehmer waren zwar auf einen Gewinnrückgang vorbereitet gewesen, allerdings nicht auf so einen drastischen. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten hatten im Schnitt mit einem bereinigten Gewinn von 815 Millionen Dollar im Schlussquartal gerechnet.

ANALYST: 'ENTTÄUSCHENDE ZAHLEN'

"Das sind sehr enttäuschende Zahlen", sagte Öl-Analyst Ahmed Ben Salem von der französischen Investmentbank Oddo. Sollte der Ölpreis weiterhin um die Marke von 30 Dollar pendeln, dann seien zusätzliche Sparmaßnahmen unumgänglich.

BP hat bereits wie alle großen Ölkonzern die Investitionen gekappt, Unternehmensteile verkauft und Projekte auf Eis gelegt. Zudem wurden tausende Stellen gestrichen. Dennoch reicht der Zufluss liquider Mittel nicht aus, um die Dividendenzahlungen und die Kosten zu decken. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte daher am Vortag angekündigt, das Schuldenrating von BP zu überprüfen und möglicherweise herabzustufen.

GEWINN 2015 HALBIERT

Auch auf das Gesamtjahr gesehen musste BP Federn lassen. Der bereinigte Gewinn halbierte sich 2015 auf 5,9 Milliarden Dollar. Inklusive der Kosten für den Konzernumbau oder Entschädigungszahlungen im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hatte BP einen dicken Verlust von 6,4 Milliarden Dollar in den Büchern.

Der Ölpreis ist seit Mitte 2014 auf Talfahrt und hat seitdem 70 Prozent verloren. Im vierten Quartal belief er sich im Schnitt auf 44 Dollar. Seitdem ist er aber weiter gefallen. Am Dienstagvormittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 33,73 Dollar.

BRANCHE LEIDET

Damit trüben sich auch die Aussichten für die Ölkonzerne weiter ein. Der britisch-niederländische Energieriese Shell hatte Ende Januar schwache vorläufige Zahlen vorgelegt und weitere Ausgabenkürzungen angekündigt. Ebenso der ebenfalls schwer gebeutelte US-Konzern Chevron .

Auch BP will die Kosten im Auge behalten. Die Ausschüttung an die Aktionäre lässt der Konzern aber unangetastet. Sie beträgt für das vierte Quartal wie schon im Vorjahr 10 Cent je Aktie./she/mne/stb