Finanzvorstand Immo Querner stellte am Montag für das laufende Jahr einen Gewinn von mehr als 900 (2018: 703) Millionen Euro in Aussicht. Grund dafür sind 100 Millionen Euro, die die Tochter Hannover Rück durch die Auflösung von stillen Reserven bei der Übernahme der Generali Leben durch den Abwickler Viridium erwirtschaftet hat. Davon kommen 50 Millionen Euro bei Talanx an. Dass der Versicherer den Betrag nicht einfach auf die bisherige Prognose von 900 Millionen Euro aufgeschlagen habe, sei der "Demut" geschuldet, dass die Hurrikan-Saison noch bevorstehe, sagte Querner. Alle drei Sparten von Talanx lägen nach sechs Monaten aber mindestens auf Plan-Niveau. Hannover Rück ist mit 17 Prozent an Viridium beteiligt.

Mit der Geschäftsentwicklung zeigte sich Querner zufrieden: Das erste Halbjahr sei "wirklich gut gelaufen", sagte der Manager. Der Nettogewinn stieg um fast zehn Prozent auf 477 Millionen Euro, die gebuchten Bruttoprämien legten um elf Prozent auf 20,9 Milliarden Euro zu. Naturkatastrophen und andere Großschäden schlugen vor allem wegen des Hagelsturms "Jörn" mit 308 (241) Millionen Euro zwar stärker zu Buche als im Vorjahr, blieben aber deutlich im Rahmen der Planungen.

Positiv stimmt Querner die Entwicklung in der Industrie-Feuerversicherung, die in den vergangenen Jahren wegen einer steigenden Zahl von Schäden wachsende Verluste produziert hatte. Talanx habe die angepeilten Prämiensteigerungen um 20 Prozent vorzeitig erreicht. Etwa die Hälfte der durch den Rückzug aus besonders schadenträchtigen Verträgen verlorenen Prämien habe man durch die höheren Preise wettgemacht. Noch stehen mit einer Schaden-Kosten-Quote von 102,3 Prozent operativ rote Zahlen zu Buche, Ende des Jahres nimmt Talanx aber die 100 Prozent ins Visier. Inzwischen zögen die Preise in der Industrieversicherung auch marktweit an. "Wir sind da sicher nicht hinter der Kurve", sagte Querner.

Die niedrigen Zinsen belasten den Versicherer auch in diesem Jahr. Der Finanzvorstand sagte, Talanx werde nach heutigem Stand mehr Geld für die Zinszusatzreserve (ZZR) zurücklegen müssen als die 301 Millionen Euro 2018. Die Bundesregierung hatte die Regeln für die Rückstellungen zuletzt gelockert. Das werde aber durch die sinkenden Zinsen konterkariert, erläuterte Querner. Mit der ZZR will die Finanzaufsicht BaFin gewährleisten, dass die deutschen Lebensversicherer ihre Zinsgarantien langfristig erfüllen können.