HANNOVER (awp international) - Die vom Air-Berlin-Anteilseigner Etihad und dem Reisekonzern Tui geplante neue Ferienfluggesellschaft droht sich zu verzögern. Die erhoffte Erlaubnis der EU-Wettbewerbshüter für das geplante Gemeinschaftsunternehmen wird Tui zufolge kaum vor dem Sommer erwartet. "Zur Zeit wird weiter verhandelt, es gibt noch nichts Konkretes", sagte ein Sprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Aktuell werde ein Fragenkatalog der Kommission abgearbeitet. Mit Hinweis auf das langwierige Genehmigungsverfahren durch die EU-Kommission erklärte er, Ende Dezember habe es zunächst nur eine Art Voranmeldung gegeben. "Ein offizieller Vertrag liegt ja noch gar nicht vor", betonte der Sprecher. "Es gibt bisher nur eine Absichtserklärung, die Details werden weiter ausgehandelt."

Der Start der neuen Einheit mit voraussichtlichem Sitz in Wien, die im Zuge des Air-Berlin-Umbaus entstehen soll, war zunächst für den Sommerflugplan Anfang April angepeilt. Eine Festlegung auf einen Namen hat es nach Tui-Angaben trotz gegenteiliger Medienberichte bisher noch nicht gegeben.

Im Rahmen des geplanten Gemeinschaftsunternehmens soll der Tui-Ferienflieger Tuifly in die neue Einheit unter Führung von Etihad eingebracht werden. Die Fluglinie aus dem arabischen Emirat Abu Dhabi hält gut 29 Prozent an Air Berlin . Gemeinsam sollen Tuifly und die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki mit insgesamt rund 60 Flugzeugen ein Streckennetz von wichtigen Abflughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedienen. Tui soll 24,8 Prozent der Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen halten, Etihad 25 Prozent. Die übrigen 50,2 Prozent würden durch die bestehende Niki-Stiftung gehalten.

Das Vorhaben ist Teil der Sanierungsbemühungen für die defizitäre zweitgrösste deutsche Fluggesellschaft Air Berlin. Diese informiert derzeit auf ihrer Homepage über ihr neues Streckennetz. Bis März 2018 seien demnach ab sofort alle Flüge buchbar, teilte das Unternehmen mit. Diejenigen zu Urlaubszielen in Südeuropa, Nordafrika und der Türkei würden - mit Ausnahme von Italien - vom Sommerflugplan 2017 an von Niki durchgeführt. Anpassungen der Flugzeiten und Strecken seien im Rahmen des geplanten Übergangs aber möglich.

Tuifly mit 41 Jets ist die deutsche Tochter des weltgrössten Reisekonzerns Tui, der eine Flotte von 140 Flugzeugen betreibt. Als viertgrösste deutsche Airline kommt sie auf 2400 Mitarbeiter, von denen fast 600 am Konzernsitz Hannover beschäftigt sind - darunter fast 1700 Flugbegleiter und Piloten. Etwa ein Drittel der Flotte wurde an Air Berlin vermietet. Der Tui-Konzern gab der Belegschaft eine mindestens dreijährige Standort- und Tarifgarantie./rek/DP/stw