LONDON (dpa-AFX) - Das neue Spar- und Strategieprogramm von HSBC hat die Aktionäre der Großbank verärgert. Die Papiere waren im frühen Handel am Dienstag um bis zu 5,55 Prozent abgesackt und verloren zuletzt rund 5 Prozent auf 560 Pence. Damit waren sie das klare Schlusslicht im leicht nachgebenden britischen Leitindex FTSE 100 ("Footsie").

HSBC prüft innerhalb eines milliardenschweren Sparprogramms den Abbau von bis zu 35 000 Stellen. Die Zahl der Mitarbeiter könnte von rund 235 000 auf etwa 200 000 sinken, sagte Interims-Konzernchef Noel Quinn. Zuvor hatte die Bank mitgeteilt, die Kosten wegen der niedrigen Profitabilität in einigen Bereichen weiter drücken zu wollen.

Wegen des anstehenden Umbaus setzt die Bank im laufenden und kommenden Jahr den Rückkauf eigener Aktien aus. Insbesondere dieser Schritt wurde Börsianern zufolge am Markt negativ aufgenommen.

Quinn setze nun ein Zeichen, kommentierte Marktanalyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.com. Die angepeilte Restrukturierung sei sehr schmerzhaft und werde noch viel schmerzhafter werden. Im Kern gehe es HSBC darum, sich aus dem Investment-Banking in den USA und Europa zurückzuziehen. Statt dessen planten die Briten nun, ihre Investitionen in Asien und im Nahen Osten zu erhöhen.

Analysten bewerteten die von HSBC nun in Aussicht gestellten Maßnahmen unterschiedlich. Das Programm sei zwar alles in allem ein Schritt in die richtige Richtung, enttäusche aber im Hinblick auf die erwarteten Ausschüttungen an die Aktionäre, schrieb der Experte Raul Sinha von der US-Bank JPMorgan.

Der Fachmann Joseph Dickerson vom Analysehaus Jefferies kam zu einem etwas positiveren Schluss. Die Ziele der Großbank seien zwar ambitioniert, aber glaubwürdig. Ähnlich zuversichtlich äußerte sich Analyst Martin Leitgeb von der US-Investmentbank Goldman Sachs: Alles in allem ergreife HSBC nun die geeigneten Maßnahmen, um das Kapital in höher rentierliche Segmente umzuschichten.

Der Kursrutsch am Dienstag ließ die HSBC-Aktien unter die 21- und die 50-Tage-Durchschnittslinien fallen, die als Indikator für die kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trends gelten. Auf lange Sicht ist das Chartbild bereits seit Monaten angeschlagen: Der Aktienkurs notiert seit Anfang August 2019 unter der 200-Tage-Linie.

Seit Jahresanfang gerechnet haben die HSBC-Papiere nun mehr als 5 Prozent eingebüßt. Der "Footsie" hingegen verzeichnete in diesem Zeitraum ein Minus von knapp 2 Prozent./la/ajx/jha/