Moskau (Reuters) - Die Ukraine lehnt die von Russland angekündigte Feuerpause zum orthodoxen Weihnachtsfest als scheinheilig ab.

Russland müsse sich zunächst aus den besetzten Gebieten zurückziehen, twitterte am Donnerstag der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Nur dann könne es eine vorübergehende Waffenruhe geben, schrieb Mychailo Podoljak. Kurz zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin seinem Büro zufolge den Verteidigungsminister angewiesen, dass die russischen Truppen zwischen dem Freitag, 12.00 Uhr und dem Samstag, 24.00 Uhr das Feuer einstellen. Er bezog sich auf einen Aufruf des Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, einem seiner engen Verbündeten.

Podoljak hatte bereits Kirills Aufruf zurückgewiesen. Der Berater Selenskyjs warf der russisch-orthodoxen Kirche dabei Kriegspropaganda vor. Sie habe den "Massenmord" an Ukrainern und die Militarisierung Russlands angezettelt, erklärte er. "Die Erklärung der russisch-orthodoxen Kirche zum 'Weihnachtsfrieden' ist eine zynische Falle und ein Propaganda-Stück."

Auch die Bundesregierung in Berlin reagierte zurückhaltend auf die russische Ankündigung. Sie sei zur Kenntnis genommen worden. "Jedes Einstellen der Kampfhandlungen trägt dazu bei, Menschenleben zu retten", sagte ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur Reuters auf Anfrage. Zugleich betont er: "Es bleibt dabei, dass Russland seine Truppen vollständig aus der Ukraine abziehen muss und so diesen Krieg jederzeit beenden kann. Dazu fordern wir Russland weiter auf."

Die russische Invasion scheint den vorliegenden, zum Teil von unabhängiger Seite nicht überprüfbaren Informationen zufolge zu stocken. Die russischen Streitkräfte erlitten in der zweiten Jahreshälfte 2022 mehrere Niederlagen. Sie verloren dabei mehr als die Hälfte des Gebietes, das sie seit Februar eingenommen hatte. In den vergangenen Wochen haben sich die Frontlinien dagegen offenbar nur vergleichsweise wenig verändert. Tausende Soldaten sollen bei schweren Kämpfen gestorben sein. Russland führt regelmäßig Luftangriffe auf ukrainische Infrastruktur aus, die zu massiven Stromausfällen geführt haben.

Zuletzt wurde in mehreren westlichen Ländern diskutiert, der Ukraine neue Waffensysteme liefern. Frankreich will Spähpanzer vom Typ AMX-10 RC zur Verfügung stellen, die USA erwägen darüber hinaus Schützenpanzer des Typs Bradley zu liefern. Dies hat in Deutschland die Diskussion über eine Lieferung von deutschen Panzern an die Regierung in Kiew beflügelt.

(Bericht von Reuters-Büro Moskau, Andreas Rinke,; Geschrieben von Scot W. Stevenson; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

- von Guy Faulconbridge