Thomas Jordan, der als Präsident der Schweizerischen Nationalbank zurücktritt, war während seiner 12-jährigen Tätigkeit an der Spitze der Institution kein Unbekannter in Sachen Krisen.

Der in Harvard ausgebildete Wirtschaftsprofessor galt weithin als Inbegriff eines gewissenhaften Technokraten, der sich nicht scheute, große und manchmal unpopuläre Entscheidungen zu treffen.

Der 61-Jährige übernahm das Ruder der Zentralbank, nachdem sein Vorgänger Philipp Hildebrand zum Rücktritt gezwungen worden war.

Im Gegensatz zu dem extravaganten Hildebrand übernahm Jordan die Aufgabe, die SNB durch die Krise in der Eurozone zu steuern.

"Thomas Jordan ist sehr schweizerisch - er ist sehr fähig, aber auch sehr bescheiden. Er kennt die SNB von hinten bis vorne, er kennt sich wirklich aus, aber er ist überhaupt nicht arrogant", sagte ein Schweizer Wirtschaftswissenschaftler, der wegen der Sensibilität der Angelegenheit nicht genannt werden wollte.

"Er ist diszipliniert und vorbereitet, hat sich aber immer unter Kontrolle und neigt nicht zu Fauxpas", so der Ökonom weiter. "Er ist die Art von Person, die man gerne als Nachbarn hätte."

Jordans erste Priorität war die Bekämpfung des Aufwertungsdrucks auf den sicheren Schweizer Franken. Anfänglich hielt er an der Mindestwechselkurspolitik seines Vorgängers fest.

Aber 2015 wurde der Druck immer größer.

Die SNB gab jede Woche Milliarden aus, um den Kurs zu verteidigen, und Jordan hob diese Politik auf, was den Wert des Frankens in die Höhe schnellen ließ und die globalen Devisenmärkte durcheinanderbrachte.

Trotz heftiger Kritik der Schweizer Exporteure blieb Jordanien standhaft und setzte auf unkonventionelle Maßnahmen wie die weltweit niedrigsten Zinssätze und Devisenkäufe, um den Appetit der Investoren auf den Franken zu bremsen.

Er hielt an dieser Politik fest, selbst als der Franken in den folgenden Jahren schwächer wurde.

In der Zwischenzeit stiegen die Devisenreserven der Zentralbank auf fast eine Billion Dollar an und die Erträge der SNB schwankten stark.

Im Jahr 2022 verzeichnete die Zentralbank einen Verlust von 132,5 Milliarden Franken - den größten in ihrer 117-jährigen Geschichte.

Dies bedeutete, dass die SNB keine Auszahlung an die Schweizer Regierung oder die lokalen Regierungen vornehmen würde. Für Jordan war dies jedoch kein Thema, denn er betonte, wie wichtig die Bekämpfung der Inflation sei und dass Gewinne und Verluste nur ein Nebeneffekt seien.

Er widerstand Forderungen, die SNB solle ihre massive Bilanz nutzen, um in Umweltbelange zu investieren oder Löcher im Schweizer Rentensystem zu stopfen.

Als entschiedener Verfechter der Unabhängigkeit der Zentralbank wären solche Schritte ein Gräuel für Jordan, der 1997 als Wirtschaftsberater zur SNB kam und gelegentlich an der Universität Bern Vorlesungen über Wirtschaftswissenschaften hält.

Als die Inflation 2022 in die Schweiz zurückkehrte, änderte er seinen geldpolitischen Kurs und hob die Zinssätze erneut an.

Jordan wurde von einigen Mitgliedern der Schweizer Wirtschaft kritisiert, die einen erneuten Anstieg des Frankens befürchteten, aber der Zentralbank gelang es, die Inflation deutlich niedriger zu halten als in anderen Ländern.

Jordan war auch eng an der Rettung der Credit Suisse im letzten Jahr beteiligt, indem er Milliarden von Franken an Notliquidität bereitstellte, um die Übernahme durch die UBS zu erleichtern.