BERLIN (dpa-AFX) - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Donnerstag im Berliner Kanzleramt den Emir des reichen Golfstaats Katar empfangen, der zu den wichtigsten Unterstützern der islamistischen Hamas gehört. Nach dem Angriff der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel hatte Katar allein Israel dafür verantwortlich gemacht und auf die "ständigen Verletzungen der Rechte des palästinensischen Volkes" verwiesen. Nach Angaben der Hamas versucht Katar aber auch zu vermitteln, um einen Austausch israelischer Geiseln und palästinensischer Häftlinge in israelischen Gefängnissen zu erreichen.

Scholz begrüßte den Emir Tamim bin Hamad Al Thani vor dem Kanzleramt und zog sich dann mit ihm zu einem Mittagessen zurück. Eine gemeinsame Pressekonferenz ist anschließend nicht geplant. Das Treffen fand keine drei Stunden nach der Regierungserklärung des Kanzlers im Bundestag statt, in der Scholz Israel die unverbrüchliche Solidarität Deutschlands versicherte.

Darin verteidigte Scholz aber auch sein Treffen mit dem Emir. Katar habe eine wichtige Mittlerrolle inne, die es gerade dieser Tage auch nutze, sagte der Kanzler. Er stehe auch in engem Kontakt mit dem ägyptischen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi, der über Gesprächskanäle auch nach Gaza verfüge. Zudem spreche er noch am Donnerstag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. "Alle drei können bei der Vermittlung und Deeskalation in der aktuellen Lage eine wichtige Rolle spielen."

Scholz sagte weiter, er sage Kritikern solcher Kontakte: "Es wäre unverantwortlich, in dieser dramatischen Lage nicht alle Kontakte zu nutzen, die helfen können. Wir tun dies im Übrigen in enger Abstimmung mit Israel und für diejenigen, die von der Hamas entführt wurden." Nächste Woche werde er zudem den jordanischen König Abdullah II empfangen, der eine besondere Rolle im israelisch-palästinensischen Verhältnis spiele, so der Kanzler.

Aus der Unionsfraktion war Kritik an dem Treffen von Scholz mit dem Emir von Katar gekommen. "Wir können nicht morgens den Terror der Hamas verurteilen und dann mit dem Hauptsponsor des Terrors zu Mittag essen", sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann der Zeitung "Welt". Wenn Scholz sich mit dem Emir treffe, müsse er Tacheles reden./mfi/DP/men