Zürich (Reuters) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat wegen hartnäckigen Inflationsdrucks die Zinsen zum fünften Mal in Folge angehoben und eine weitere geldpolitische Straffung für September signalisiert.

Allerdings nimmt Notenbankchef Thomas Jordan mit einer Leitzinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent den Fuß etwas vom Gaspedal. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass eine straffere Geldpolitik notwendig ist, um die Inflation nachhaltig unter zwei Prozent zu bringen", sagte Jordan am Donnerstag. "Aber wir können uns auch einen sanfteren Ansatz leisten, angesichts der Situation, in der wir uns befinden."

Die Lage beim Preisauftrieb in der Schweiz sei viel besser als in vielen anderen Ländern, sagte Jordan. "Dennoch liegt die Inflation über unserem Ziel und hat auch einige negative Auswirkungen." Die Jahresteuerung betrug im Mai 2,2 Prozent, während sie in der Euro-Zone bei 6,1 Prozent lag und in den USA bei 4,0 Prozent. Die SNB peilt für Preisstabilität allerdings einen Zielbereich zwischen null und zwei Prozent an. Und sie geht von einem anhaltend erhöhten Teuerungsniveau aus: In diesem und im kommenden Jahr wird mit einer Inflationsrate von 2,2 Prozent gerechnet, 2025 dann mit 2,1 Prozent. Kostensteigerungen könnten immer noch leicht auf die Preise übertragen werden und auch steigende Mieten würden die Teuerung anheizen, sagte Jordan. Es besteht weiterhin die Gefahr, dass sich die Inflation über zwei Prozent verfestige.

Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, will die SNB bei Bedarf zudem weiterhin am Devisenmarkt eingreifen, wobei sie aktuell Fremdwährungsverkäufe in den Vordergrund stellt. Die Notenbank setzt nämlich auch auf die inflationsdämpfende Wirkung eines starken Frankens. Das Hauptinstrument der Zentralbank sei aber der Leitzins, sagte Jordan.

"Die SNB hält Kurs. Es geht schrittweise in höhere Leitzinsgefilde", sagte VP-Bank-Ökonom Thomas Gitzel. Er rechnet im September mit einer weiteren Zinsanhebung um 25 Basispunkte. "Die SNB kann im Gegensatz zur EZB und zur Fed langsam und stetig mit ihren geldpolitischen Straffungen vorgehen."

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der vergangenen Woche in ihrem Kampf gegen die Inflation ihren Leitzins zum achten Mal in Folge erhöht und für den kommenden Monat bereits die nächste Anhebung in Aussicht gestellt. Die US-Notenbank Fed hatte nach zehn Zinserhöhungen in Folge zwar eine Pause eingelegt, allerdings auch angedeutet, dass sie noch bis zu zwei kleinere Schritte für dieses Jahr ins Auge fasse. Und auch in Großbritannien stehen die Zeichen weiter auf Zinserhöhung: Die Bank of England dürfte Ökonomen zufolge am Nachmittag zum 13. Mal in Folge die geldpolitischen Zügel anziehen.

Die Schweizer Währungshüter entscheiden in der Regel viermal jährlich gegen Ende des Quartals über die Zinsen. Die nächste sogenannte geldpolitische Lagebeurteilung ist für den 21. September anberaumt.

(Bericht von Paul Arnold und Oliver Hirt. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)