Bern (awp/sda) - Die Banken haben laut SNB-Vizepräsident Martin Schlegel von der Rückkehr zu positiven Zinsen bis jetzt eher profitiert. Die Zinsmargen lägen aber immer noch unter dem historischen Durchschnitt.

Die Negativzinsen seien belastend für die Zinsmargen der Banken gewesen, erklärte der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in einem Interview mit CH Media. "Seit wir die Null-Linie überschritten haben, haben sie wieder höhere Zinseinnahmen auf dem verliehenen Geld", so Schlegel.

Wie hoch Sparguthaben verzinst würden, sei eine Frage des Wettbewerbs zwischen den Banken. Es lasse sich aber feststellen, dass die Zinsmargen über die letzten Jahrzehnte fast stetig zurückgegangen seien, insbesondere mit den Negativzinsen. Inzwischen hätten die Zinsmargen zwar wieder leicht zugenommen, sie lägen aber immer noch unter dem historischen Durchschnitt.

Sehr tiefe Kreditausfälle der Banken

Die SNB sehe bislang keine negativen Auswirkungen der Zinswende auf die Banken in der Schweiz. Laut Schlegel sind beispielsweise die Kreditausfälle der Banken auf einem sehr tiefen Niveau. Im Moment sehe die Nationalbank auch keine Anzeichen für eine Gefährdung der Finanzstabilität durch die Zinsanhebungen.

Laut Schlegel ist es interessant, dass es bei den Hypotheken eine starke Verschiebung gegeben hat: weg von den langen Laufzeiten, hin zu kurzen. Lange habe es auf kurzfristige Hypotheken, etwa Saron-Hypotheken, noch tiefere Zinsen als auf langfristige Hypotheken gegeben.

Durch diese Verschiebung zu kurzen Laufzeiten seien die Zinskosten für viele Menschen langsamer gestiegen als der SNB-Leitzins. Dessen Anhebung habe sich so eine Zeit lang nicht voll auf die Hypotheken übertragen. "Das ist nun nicht mehr der Fall. Die Zinsen auf kurz- und langfristige Hypotheken haben sich angenähert", sagte Schlegel. Über die letzten Jahre sei die Verwundbarkeit des Immobilienmarktes angestiegen. Das Risiko von Preiskorrekturen bestehe.

Die SNB könne im Moment nicht ausschliessen, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik nötig sein werde, um das Ziel der Preisstabilität zu erreichen. Trotz des jüngsten Rückgangs der Inflation sei der zugrunde liegende Inflationsdruck weiter angestiegen. Es bestehe weiterhin die Gefahr, dass sich die Inflation mittelfristig über 2 Prozent verfestige.